von Weudl
Heute früh am Morgen, kurz bevor die Affenhitze ihren Dienst antrat, ging ich zu unserem Auto. Meine beiden Jungs düsten und flitzten mit ihren Rädern durch den schmalen Weg. Sie ignorierten gekonnt, die krabbelnden Tiere am Boden. Sie ignorierten meine Rufe und mein Betteln,nicht ganz so schnell zu fahren. Ich schlenderte ihnen nach und bemühte mich den Anschluss nicht zu verlieren. Immerhin wollten meine beiden Flitzer nicht in der Affenhitze davon schmelzen und das leuchtete sogar mir ein. Also begann ich langsam zu Traben und versuchte mich im Schneckenausweichtanz. Als ich so ungefähr bei der 34 Schneckenslalomstange war, musste ich einfach stehen bleiben. Ich schrie kurz und laut, Stopp. Die quietschenden Reifen gaben mir zu verstehen, dass sie mich gehört hatten. Ich konnte nicht anders, ich musste dieser nackigen Nacktschnecke kurz zuschauen. Der schmale Weg war in der Zwischenzeit zweigeteilt. Auf der Seite hinter der Schnecke kroch die Sonne langsam aber stetig voran. Sie hatte den Schneck schon fast eingeholt und dieser oder diese tat, was in dieser Situation getan werden musste. Sie kroch und kroch und kroch. Dabei dehnte sich dieser nackte Schneckenkörper. Er reckte sich und und zog sich wieder zusammen. Er flutschte auf einer Schneckenschleimspur dahin. Wohlwissend, dass ihm die Sonne, samt der Affenhitze im Handgepäck, im Nacken saß. Es war fast so, als würde das Böse in der Erscheinung der Sonne über den nackten Körper kommen, und ihn mit Haut und Haut verschlingen wollen. Der einzige „Lichtblick“ für diesen Schneck war der rettende Schatten und die Feuchte unter den Gartenpflanzen.
Als ich den Weg hinab bis zu meinen stillen Kinder sah, erblickte ich eine Schnecke nach der anderen. Alle hatten den gleichen Moment. Einige lagen in Führung. Manche hatten das schattige, feuchte Plätzchen schon erreicht. Manche jedoch wurden von der Affenhitze und der Sonne bereits gegrillt und krümmten ihren nackten Körper vor Schmerzen. Zwischen den Gewinnern und Verlierern des Schneckenrennens lag mein Schneck. Er tat weiterhin so, als würde er durch besonders lange Körperstreckungen schneller voran kommen. Offensichtlich war ihm nicht bewusst, dass der Faktor Zeit nicht auf seiner Seite des Weges stand.
Meine Kinder holten mich aus diesem Schauspiel heraus. „Papa, wir müssen in den Kindergarten“, riefen sie mir zu.
Ich nickte stumm und begann wieder mit meinem Tänzchen. Doch diesmal feuerte ich die Schnecken an und freute mich, wenn es wieder eine in den Garten der Nachbarn geschafft hatte.
Übrigens, vorgestern stieg meine Frau auf eine nackte Nacktschnecke mit ihrem nackten, zarten Füßchen. „Kannst du die Schnecken bitte wegräumen“, sagte sie da zu mir. „Los, ihr Schnecken, kriecht um euer Leben“, feuerte ich sie weiter an.
© Weudl 2020-07-28