von Maria Merimi
Ich verneige mich tief vor der Fülle des Lebens. Ich schaue in den Sternenhimmel im Piemont in Italien. Die Fülle der Sterne überwältigt mich. Ich verbinde mich mit Gérard. Er war der Vater meines Sohnes, Ehemann und Freund. 30 Jahre hat er meinen Lebensweg begleitet. Die Nachricht seines Todes am 25.8.2013 war ein Schock für mich. Er war Alkoholiker und hat viel Leiden bei den Menschen erzeugt, die ihn liebten. Wir waren seit einigen Jahren getrennt. Alle Therapieversuche waren gescheitert. Wir waren tief miteinander verbunden und ich kümmerte mich um ihn. Im Jahr zuvor hatte ich Bert kennengelernt. Wir teilten viele gemeinsame Interessen. Es war ein großes Glück für mich. Durch Gérards Alkoholproblem hatte ich in den letzten Jahren gesundheitliche und wirtschaftliche Probleme. Mein Vertrauen in meinen Weg hatte ich nicht verloren, es gab genug Bedingungen, um glücklich zu sein. Ich liebte meinen Beruf und mein Sohn Simon war inzwischen verheiratet. Gerne wollte ich wieder leichter leben. Es war so schwer sich durch die Eskapaden eines alkoholkranken Menschen beherrschen zu lassen. Nun war ich bereit mich auf einen neuen Mann einzulassen. Bert und ich hatten begonnen miteinander zu verreisen und das hat uns viel Freude gemacht. Doch auch mein schamanischer Weg wollte weitergelebt werden. Ich war im Sommer mit einer Schamanin in Estland gewesen und konnte die tiefe Moorlandschaft erleben. Hatte Schamanen/innen und ihre Heilmethoden kennenlernen dürfen. Bin mit dem Kanu im Dunkeln übers Moor geglitten bei Vollmond. Diese Landschaft hat mich tief beeindruckt und inspiriert. Hier hatte ich ein Schlüsselerlebnis für meinen weiteren schamanischen Weg. Ich erfuhr, dass die Schamanin Alba Maria in Brasilien Praktizierende sucht, die 3 Monate in ihrem Zentrum in Salvador de Bahia mithalfen. Eine Entscheidung musste getroffen werden. Wie sage ich es Bert, wenn ich diesen Schritt gehen möchte/muss. Bert hat mich unterstützt und darin bestärkt meinem Herzenswunsch zu folgen. So machte ich mich im Herbst 2014 auf den Weg nach Salvador. Viele meiner Geschichten aus dieser Zeit in Brasilien habe ich in meinem Buch „Verliebt in Beuys“ veröffentlicht. Ich hatte an der Challenge „In 80 Tagen um die Welt“ bei story.one teilgenommen. Eine Geschichte habe ich damals nicht schreiben wollen, denn sie war mir zu tief und mystisch. So empfand ich jedenfalls zu dieser Zeit. Nun wird sie zur Endgeschichte des 1. Teils meiner Biografie. Es ist die Geschichte Zwischenwelten und die beiden Männer, die liebevoll auf mich herunterschauen, sind Gérard und Ernestos aus der Südstadt in Köln. Ernestos und seinem Bruder gehörte das Restaurant Dialog in der Alteburger Straße und ihm hatten wir den Aufenthalt auf der Insel Kos zu verdanken. Er starb nur kurze Zeit nach Gérard an einem Herzinfarkt.
Eine Freundin schenkte mir und Bert eines Tages bei einer Gartenfeier ein Liebesschloss. Sie hatte das Gefühl, es sei ein besonderes Glück sich im Alter noch einmal zu verlieben. Früher fand ich diese Idee albern, aber nun passte es gut. Wir haben mit dem Zuspruch der Freunde ein Liebesschloss an der Hohenzollernbrücke in Köln befestigt. Das war etwas Besonderes für uns. Damit war besiegelt, dass ich mich auf eine neue Beziehung einlassen wollte.
© Maria Merimi 2023-12-31