von Stefanie Höring
Englisch in der Volksschule macht mir unheimlich viel Spaß. Es soll mein Lieblingsfach bis zum bitteren Ende werden. T. sitzt neben mir. Wir gehen eine Lektion durch, in der Doodie, der Protagonist, uns beibringt, wie man andere nach dem Namen fragt. „What‘syour name?“ – „My name is Doodie!“, steht im Buch. Es geht munter durch die Reihen. My name is X. My name ist Y. Alles easy. Doodie ist so ein netter kleiner Kerl mit einer langen, sehr auffälligen Nase und feuerroten langen Haaren. Vielleicht stellen sich Wienerinnen und Wiener so einen Briten vor?
T. ist an der Reihe und sagt voller Überzeugung: „My name is Doodie!“
Ich verfalle in einen Lachkrampf. T. und ich sind immer noch befreundet, was ich ganz fabelhaft finde. Die Doodie-Geschichte packe ich immer mal wieder aus. Wir sind also trotzdem noch gute Freundinnen nach all den Jahren. Und das, obwohl ich auch die folgenden Geschichten immer wieder ansprechen muss: Einmal bringe ich T. so zum Lachen, dass sie ihr Pausenbrot wieder ausspuckt. Es landet als Speisebrei auf ihrem Unterarm, was mich auch heute noch grinsen lässt. T. und ich lachen konstant. Das ist etwas, was sich bis heute nicht geändert hat. Wenn wir uns treffen, dann tun mir danach die Wangen weh. Auf den Klassenfotos stehen wir ganz hinten. Hinter uns Zeichnungen. Vor uns kleinere Kinder. Der Schulfotograf fängt unseren schönsten Lachkrampf für die Ewigkeit ein. Wir schauen nicht mal richtig in die Kamera.
In der dritten oder vierten Klasse gehen wir einmal in der Woche schwimmen. T. ist in K. verliebt und ich in den anderen K. Beide gehen in die Parallelklasse. Wir schmachten sie im Bus an, der uns ins Hallenbad fährt. Von ersten Schritten sind wir weit entfernt. Meine Mama hat uns Brote mitgegeben, ein doppeltes für T., ein doppeltes für mich. Als wir im Bus die Brote näher inspizieren, ist in der Mitte ein Bub, mit Keksausstecher aus Käse ausgestochen. Als wir erwachsen sind, mache ich T. ein Bubenbrot. Es hat seine Faszination über die Jahre nicht eingebüßt. Auch wenn der Käse inzwischen vegan ist. Schwimmen ist ein schwieriges Thema. Ich bin so ein Schisser, dass ich die Einzige bin, die den Früh- und nicht den Freischwimmer macht. Ich schäme mich. Bis die anderen neidisch sind, weil ich ein Abzeichen mit Pinguin bekomme. Ich spüre immer noch den glitschigen Boden unter meinen Füßen, kann fühlen, wie ich schlotternd aus dem Becken komme und erinnere mich, wie herrlich es war, sich keinerlei Gedanken zu machen, ob man eine Bikinifigur hat.
Fun Fact frei nach Doodie: T. und ich drücken beide wieder die Schulbank. Ich habe mir mit über vierzig so eine Lunchbox für Kinder gekauft, weil die verschiedene Fächer hat und mich Schule hungriger macht als früher. Wenn ich jetzt meine Eltern übers Wochenende besuche, und das tue ich oft, stechen sie vegane Käsefüße aus. Wir haben bemerkenswerte Ausstechförmchen!
© Stefanie Höring 2022-07-07