Natürlich kochen und Essen lernen

Wolfi

von Wolfi

Story

Ich denke, ich war noch gar nicht auf der Welt und das Essen war nicht mein Freund – hatte schon bei der Geburt nur ein Kilo und achtzig Gramm -, ich aß ganz einfach nur zum Überleben.

Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich in meiner Jugend immer Untergewicht, egal wie viel oder wie wenig ich aß.

Die Ferien verbrachte ich oft bei meiner Großmutter am Land, da ja meine Mutter nur wenig Zeit für mich hatte, und dort gabs dann ganz gutes Essen: Die Weihnachtsgans von Oma – Sie hat die Gänse selber aufgezogen und gefüttert -, den Schweinsbraten von den Schweinen aus dem Stall, das Gemüse aus dem Gemüsegarten – da war meine Lieblingsspeise die weiße Bohnensuppe – mit Knoblauch und etwas Speck – und die Hendln die im Garten herum gackerten! In den vier bis 5 Wochen war auch eine kleine Gewichtszunahme immer unweigerlich, aber für mich, der nur aus Haut und Knochen bestand, war es wie eine Kur.

Den Rest des Jahres verbrachte ich ja im Internat, das Essen dort war grauenvoll und die Gewichtszunahme relativierte sich im Laufe des Jahres wieder.

Meine Lehre zum Lebensmittelkaufmann brachte mich da plötzlich näher zum Essen, zu Dingen, die ich von meiner Großmutter sah, plötzlich konnte ich auch Einiges, dass ich mir in den Ferien abgeschaut habe, selber umsetzen, es ging mir von der Hand, als ob ich das schon ewig gemacht habe und das Würzen war meine Spezialität.

Konviniens war noch nicht so in Mode, aber wir halfen bereits den Hausfrauen, die nach einem langen Arbeitstag nach Hause hetzten, einkaufen mussten, Kinder und Haushalt versorgen, das Essen schneller zuzubereiten und sie mussten keine Fertigsuppen oder Dosen verwenden.

Wir bereiteten gefüllte Paprika, Haschee Hörnchen, Schweinsbraten, Knödel, Leberkäse und ganz viel Hausmannskost vor.

Das war mein Eintritt in die Welt des Kochens, es machte Spaß, ich aß die Dinge die ich zubereitete selber gerne und beschäftigte mich mit Rezepten aller Art.

Mit achtzehn heiratete ich, meine Frau war sechzehn und wir mussten und zum Teil alleine versorgen – aber auch meine Schwiegermutter half uns nicht zu verhungern -, somit konnte ich auf der einen Seite meine Kenntnisse aus der Lehre einsetzen und umgekehrt lernten wir uns gegenseitig das Kochen.

Die Spezialitäten im jungen Haushalt Kölsch waren: Linsen mit Knödeln und Speck, Rinderrouladen, Schnitzel, der Oma ihre Bohnensuppe, aber es gab auch – wenn’s das Budget hergab – Osso Bucco.

Bohnensuppe:

Weiße Bohnen am Vortag einweichen, eventuell gleich einen angebrochenen Knoblauch, ein Sträußchen Majoran, Salz und Pfefferkörner dazugeben – die nehmen dann gleich das tolle Aroma auf.

Am nächsten Tag die Bohnen bissfest kochen, wenn die Delikatesse soweit ist, in einer kleinen Rein – kleiner Topf – eine „Einbrenn“ (Schmalz zergehen lassen und durchzogenen Speck darin kurz mit rösten, Mehl darin Farbe nehmen lassen), nun gibt man diese Einbrenn zu den Bohnen und lässt alles einmal aufkochen, nachwürzen, fertig, dazu passt Bauernbrot.

© Wolfi 2019-04-11

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