Nebel und Gedanken

Erich Stöger

von Erich Stöger

Story
Krems/Donau 2025

Manchmal, so wie jetzt in dieser Jahreszeit, frage ich mich, ist es möglich, dass der Nebel und meine Gedanken etwas gemeinsam haben? Ist es möglich, dass sich meine Gedanken vom Nebel beeinflussen lassen? Ich glaube es nicht, aber so manches deutet doch darauf hin. Im Glauben nicht von solchen Einflüssen dominiert zu werden, frage ich mich trotzdem in den letzten Wochen des Öfteren, warum mich eine gewisse Art der inneren Unzulänglichkeit übermannt. Soll heißen, dass sich ein Gefühl der Uninteressiertheit, der Unkonzentriertheit, der Lustlosigkeit, und so manch anderes in mir breit macht.

Ja, ich gebe zu auch diese eher als grau empfundene Zeit in irgendeiner Weise zu mögen, aber, ja das Aber. Warum gerade jetzt kann ich mir dieses „Aber“ nicht erklären? Ich mag den Nebel, ich mag den wolkenverhangenen Himmel, weil ich weiß, er kann die Sonnentage und den blauen Himmel nur verzögern, aber er kann beide schlussendlich nicht verhindern. Er, der Nebel, gehört einfach, zumindest in dieser Zeit, dazu und es ist ihm bewusst, dass er irgendwann weichen muss. Allerdings löst das meine mir selbst gestellte Frage nicht. Haben der Nebel und meine Gedanken etwas Gemeinsames? Oder lassen sich meine Gedanken vom Nebel beeinflussen? Ich mache mir Gedanken darüber, bin aber von einer Lösung weit entfernt. Wahrscheinlich, so denke ich, werden diese Nebelgedanken auch von meinem körperlichen Wohlbefinden beeinflusst. Ein kleines Wehwehchen da und ein kleines Wehwehchen dort, können, so denke ich, schon gewisse Gedankengänge zulassen. Und der Nebel, ja, der trägt auch noch seine Meinung dazu bei. Melancholie ist es, so glaube ich zumindest, nicht. Schwermut und eine gewisse Nachdenklichkeit schon eher. Depression schließe ich aus, freue ich mich doch schon auf die kommende Jahreszeit, die Gartenarbeit, sowie auf den nächsten Urlaub. Da fällt mir auf, dass aufgrund von Schneemangel und auch mangels Sonnentagen auch die Aufenthaltstage im Garten gering ausfallen. Die Häufigkeit von Nebeltagen mit wolkenverhangenem Himmelsfirmament verleiten mich heuer eher dazu selten einen ganzen Tag in meinem schönen Gartenhaus zu verbringen. Obwohl, wenn ich so nachdenke, es eine Zeit gab, wo mich weder Regen, noch Nebel oder Kälte davon abhalten konnte. Hat das mit meinem Alter und der daraus resultierenden Bequemlichkeit zu tun? Ich weiß es nicht, aber ich nehme es an.

Ich gehe dem Nebel aber nicht aus dem Weg, wie gesagt ich mag ihn auch. Es ist schön, abends beim Fenster zu stehen und ihm zuzusehen wie er sich eine Häuserfront nach der anderen mit der dazugehörigen Straßenbeleuchtung einfach einverleibt. Und dann, ganz plötzlich steht er auch vor mir. Aber meine Fenster sind dicht verschlossen und er muss draußen bleiben. Es kann aber auch passieren, dass er es sich überlegt und so schnell wie er gekommen ist, auch wieder verschwindet. Auch dieses Schauspiel ist bewundernswert. Er ist weg und es bleibt nur die Nacht. Und meine Gedanken. Dunkelheit herrscht draußen und auch herinnen. Nicht ganz, die Glut in meinem Kamin gibt noch etwas Licht ab, ist aber doch auch schon in Auflösung begriffen. Ist es möglich, frage ich mich wieder, dass sie sich einfach ergänzen, der Nebel und meine Gedanken?


© Erich Stöger 2025-01-29

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Herausfordernd, Dunkel, Emotional, Hoffnungsvoll
Hashtags