von SusiBock
Einfälle hätte ich genug, allein es mangelt an der Umsetzung. Bis ich in die Gänge komme, hat schon jemand anderer die Idee. Zum Beispiel jene, eine Bettdecke samt passenden Überzügen mit „Schlupflöchern“ zu versehen, durch die man beim Lesen in einer kalten Winternacht die Arme stecken und bequem umblättern kann, ohne zu frieren. Mein Umfeld meinte, dafür gebe es keinen Markt. Ha, wenn die wüssten … was wir Leseratten wissen. Dachte ich damals, heute gibt es das schon.
Ich möchte nicht alles aufzählen, was mir bisher eingefallen ist (ich sage nur die rundeckige Klobürste), aber: Ich habe die Lösung für alle Frauen gefunden, die Jahr für Jahr bereits Monate vor Eröffnung der Badesaison mit der Suche nach einem geeigneten Bikini beginnen, um sich dann erst recht einen Badeanzug zu kaufen, weil keines der Oberteile passt. Das ultimative Oberteil ist – und wenn ich ehrlich bin, habe ich es nicht erfunden – einfach ein Busenhalter. Ich habe nie verstanden, dass uns die Modewelt ständig Triangle- oder Neckholder-Oberteile aufzwingen will, die so viele Frauen nicht tragen können, weil ihre Oberweite entweder zu groß oder zu schlaff ist. Ich frage Sie also: Was hindert die Designer daran, Bikini-Oberteile zu schneidern, die genauso gut passen, wie mein Büstenhalter (von Lejaby) oder Ihrer, liebe Leserin (von Victoria´s Secrets, wenn Sie es sich leisten können). Die Passform ist perfekt und macht einen schönen Busen, egal wie alt und schlaff er sein mag.
Eine Freundin von mir, die im Marketing arbeitet, habe ich mit meiner Bikini-Idee konfrontiert und statt sie diese ganz einfach so fand wie sie war, nämlich umwerfend und vor allem dringend notwendig, sagte sie: „Solche Bikinis gibt es bereits.“ Worauf ich antwortete: „Und wieso finde ich dann nie einen?“
Da wusste sie auch nichts dagegen einzuwenden, aber als echte Marketing-Frau konfrontierte sie mich dann mit den wirklich wichtigen Dingen, die ich als kreativer Chaot natürlich nicht bedacht hatte: Ich bräuchte ein Konzept, Entwürfe, eine Produktionsstätte und einen Vertrieb. Ich kann leider weder zeichnen noch schneidern. Folglich bräuchte ich jemanden, der das beherrscht. Nachdem ich aber niemanden kenne, der diese Fertigkeiten besitzt, außer vielleicht meinen Onkel, der vor 50 Jahren mal Schneider gelernt hat, aber seit 40 Jahren Gastwirt ist und seine Frau, die vor etwa genauso langer Zeit Weißnäherin war, die Bett-, Küchen- und Tischwäsche, Oberhemden und einfache Blusen nähte und ausbesserte, müsste ich Profis engagieren. So kam ich auf die Idee, meine Idee an eine der großen Firmen zu verkaufen und mich prozentuell an den Gewinnen beteiligen zu lassen.
„Nein!“, schrie meine Marketing-Fachfrau, „bist du wahnsinnig, die hören sich deinen Vorschlag an, sagen danke, das brauchen wir nicht und machen es später einfach selber.“ Und so kam es, dass ich meine Kreativität nun hier bei Story.one auslebe …
© SusiBock 2020-11-15