von Werner Braun
Ein lang gehegter Wunsch ging in ErfĂŒllung: Wir besuchten die Wiege des Jazz: New Orleans
Gegen sieben Uhr p.m. brachen wir im Hotel auf. Um einige Wohnblocks herumgelaufen standen wir urplötzlich inmitten der Bourbonstreet im French Quarter der historischen Altstadt â und waren erst mal im wahren Wortsinn sprachlos, restlos ĂŒberwĂ€ltigt von MusiklĂ€rm, Menschenmengen und dem geradezu âkochendenâ Leben und Treiben hier â buchstĂ€blich wie entfesselt. Aus allen âKnopflöchernâ quoll ĂŒberbordende AktivitĂ€t: Musik, Lokale (die sich nach auĂen prĂ€sentieren), GeschĂ€fte mit Touristenkitsch oder sonst was, absolut unglaublich, wir fĂŒhlten uns erst mal erschlagen. Im StraĂenbild viele historische Altbauten mit eisernen Balkonen im französischen Kolonialstil.
Stehen, sehen, schauen, einwirken lassen. Mehr war da vorerst nicht â mehrere Minuten lang! Dann lösten wir uns aus der âErstarrungâ und bummelten einfach mit, stĂŒrzten uns in die rasenden EindrĂŒcke von ĂŒberall her…… Eine IrrsinnsstraĂe in der alles völlig auĂer Rand und Band zu sein scheint.Nicht etwa wie St. Pauli trotz auch hier gelegentlicher nackter Busen in Schaufenstern.
Ein kleiner Eingang mit groĂem Schild: âBlues Clubâ. Eine rauchige vermutlich schwarze Mamastimme dröhnte heraus. Blues aus tiefster Brust, mĂ€chtig und eindringlich. Wir wollten es uns merken und marschierten erst mal weiter, stellten aber bald fest, dass sehr viel Hard Rock und Ă€hnliches hier in den groĂen und kleinen âMusiktempelnâ gespielt wird. Die authentischen Dixie-Etablissements planten wir in den nĂ€chsten Tagen zu besuchen.
Wir beschlossen, zurĂŒckzulaufen und der Bluesmama zuzuhören. Kaum eingetreten, einen Platz gesucht und Bier resp. O-Saft fĂŒr meine Frau bestelltgefiel es der Band, erst mal Pause zu machen. Toll, jetzt wieder zurĂŒck fanden wir das Lokal selbst nicht sonderlich interessant. Nur wenige GĂ€ste. Kaum Stimmung bei Discomusic aus Lautsprechern.
Nach einer halben Stunde bequemte sich die Band wieder an ihre Instrumente/Mikrofone. Ein schwarzer Mundharmonikaspieler erfĂŒllte mit einfachen, aber wirkungsvollen BluesklĂ€ngen swingend den Raum. Nach einem Zwischenspiel der Band fand sich auch die gewichtige schwarze Mama im blauen Glitzerkleid ein, griff huldvoll zum Mikrofon und lieĂ ihre mĂ€chtige Stimme durch den Raum und wohl auch nach auĂen erschallen, denn fast augenblicklich fĂŒllte sich das Lokal.
Diese Session warteten wir trotz lĂ€ngst geleerter GlĂ€ser ab. War sowohl optisch als auch akustisch ein echter Genuss, was da auf der BĂŒhne prĂ€sentiert wurde. Wir verlieĂen diesen Musiktempel, âready for next adventuresâ in dieser unglaublichen StraĂe, und die lieĂen auch nicht lange auf sich warten.
Leider hat im darauffolgenden Jahr 2005 der Hurrikan Kathrina New Orleans katastrophal ĂŒberschwemmt. Mehr als die HĂ€lfte aller Schwarzen sind weggezogen … Man kann nur hoffen auf Regenerierung!
© Werner Braun 2021-03-08