(Nicht)Raucher

Felix Roshardt

von Felix Roshardt

Story

An Silvester 2001 habe ich das Rauchen aufgegeben. Meine Tochter hat mir 3 Monate vorher ein Buch von der Bibliothek mitgenommen von Allen Carr „Für immer Nichtraucher“! Ich wollte meiner Tochter eine Freude machen und habe dieses Buch gelesen. Ich glaubte nie – keine Sekunde, dass ich mit dem Rauchen aufhören würde. Ich war ein überzeugter Raucher, ich fand es anregend, ich fand es schmackhaft, ich fand es cool, ich war uneinsichtig und behauptete felsenfest, dass die erste Zigarette – am Morgen – im nüchternen Magen – die Beste des Tages sei. Allen Carr beschrieb eigentlich nur, wie es ist, das Rauchen. Da sitze ich, der erste Zug. Tief. Es brennt leicht in der Lunge. Ein erster Huster, egal, der zweite Zug. Nun bemerke ich den pelzigen, trockenen Gaumen. Der Geschmack ist – wenn ich ganz ehrlich zu mir bin – grauenhaft. Dieses leicht scharfe, bittere im Mund. So stelle ich mir ausgelatschte Hausschuhe vor. Der zweite Huster, mit grausigem Auswurf begleitet. So, die Zigarette wird trotzdem weiter geraucht, bis zum letzten Zug. 31. Dezember 2001, ich bin am letzten Kapitel des Buches angelangt. Es ist kalt draußen auf der Terrasse, ich rauche die obligatorische Zigarette. Am Ende angelangt, klappe ich den Buchdeckel zu, drücke die Zigarette aus. Mein Gedanke dabei ist: in Kürze werde ich am Kiosk das nächste Packerl holen. Keine Ahnung, was dann wirklich passierte. Ich habe nie mehr eine Zigarette angefasst. Ich habe relativ lange gebraucht, dass ich es verstanden habe. Ich brauchte keine Zigarette mehr. Das Verlangen war weg. Einfach so. Natürlich gab es kleinste Momente, dass ich das Verlangen verspürte, eine Zigarette anzustecken. Heute, 24 Jahre später, bin ich überzeugt: würde ich mir eine anstecken, ich würde wieder beginnen. Allerdings habe ich absolut und keinen Moment mehr das Bedürfnis mir eine anzustecken. Wunderbar.

Die Lunge ist nachhaltig geschädigt, ich atme immer noch schwer, ich habe einiges an kg zugelegt. Trotzdem bin ich glücklich, dass ich diese Sucht überwunden habe. Ich sehe auch, wie bedenkenlos mit den Zigarettenstummeln umgegangen wird. Man schnippt sie weg, ins Gewässer, auf den Boden, in den Wald, einfach überall hin. Ich finde das grauenhaft, aber ich gehörte dazu, war Mittäter, mitschuldig. Ich wurde nie ein vehementer Rauchgegner. Das muss jeder für sich selber entscheiden. Doch bin ich ein großer Befürworter für rauchfreie Zonen im öffentlichen Bereich oder überall dort, wo viele Menschen – insbesondere – Kinder sind. Ich weiß es sehr zu schätzen, wenn ich irgendwo essen darf, ohne dass mir dieser störende Rauch ins Gesicht weht. Auch in einem Gastgarten oder auf einer Parkbank. Denke ich zurück, so kommt mir das Grausen. Überall die stinkenden Lokale. Essen in den verrauchten Räumen. Grauenhaft. Raucherabteile im Zug….. unglaublich. Ich kann mir das heute gar nicht mehr vorstellen. Ein Leben im Rauch. Auch kein Getriebener mehr zu sein, ist wunderbar. Dank der Kuraufenthalte im Heilstollen in Bad Gastein habe ich auch keine Entzündungen mehr in meinen Lungen. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass ich diese Kurve in meinem Leben noch gekratzt habe. Dank meinem – damals – noch kleinen Mädchen, das mir den richtigen Weg aufzeigte. Ein rauchfreies Leben wünsche ich euch allen.

Der Pesnionist

© Felix Roshardt 2025-07-11

Genres
Lebenshilfe
Stimmung
Dunkel