Nicolas Cage

Joris Alexander Buhre

von Joris Alexander Buhre

Story

Das Krankenhaus vermittelt trotz seiner klinischen Reinheit und seines sterilen Designs ein angenehmes Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Sonnenlicht flutet durch die Fenster in die breiten Gänge. Der goldene Schein lässt Lolas Haare glänzen und sie sieht noch mehr aus wie das Mädchen, dem damals schon der seltsame Sportlehrer Hilfestellung beim Yoga geben wollte. Deutliche Schweißringe haben sich auf Al’s Shirt gebildet und lassen ihn noch mehr aussehen wie eben so ein Sportlehrer. Zack ist einfach Zack.

Aus einem Raum rechts von ihnen eilt ein Krankenpfleger. Al bleibt vor der Tür stehen und schaut in den Raum. Auf einem Bett liegt ein Mann, höchstens 60, mit einem Beatmungsgerät. Er sieht nicht aus, als würde er schlafen. Um das Bett sitzt seine Familie. Der Mann stirbt. Al betritt langsam den Raum und nähert sich dem Bett. Lola schaut ihm fragend hinterher, dann folgt sie ihm mit Zack. Al bleibt vor dem Bett stehen und zündet sich eine Zigarette an. „Ernsthaft?“, fragt Lola ihn und zeigt auf das Beatmungsgerät auf dem Gesicht des Mannes. „Ich glaube nicht, dass es ihn stört“, erwidert Al, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Zack grinst.

Das nervige Piepen des Herzmonitors signalisiert der Familie des Mannes, dass es an der Zeit ist, die Tränen fließen zu lassen. Der Mann richtet sich auf, setzt sich auf die Bettkante und atmet genüsslich ein und aus. Hinter ihm versammelt sich seine Familie näher um seinen Körper. Der Mann schaut sich um und sein Blick bleibt auf Al stehen. Er deutet auf Al’s Zigarette: „Haben sie noch so eine?“. Al gibt ihm eine Zigarette und zündet sie an. Der Mann nimmt einen tiefen Zug: „Wie ich das vermisst habe.“ Er wirft einen Blick über die Schulter zu seiner Familie: „Aber sagen sie das nicht meiner Frau.“ Al nickt. Erwartungsvolle Stille, dann: „Sie würde mich umbringen.“ Die beiden brechen in herzliches Gelächter aus. Lola schüttelt verblüfft den Kopf. Zack grinst noch breiter.

Nachdem er mit lachen fertig ist, setzt Al wieder seine verdrießliche Miene auf und zieht an seiner Zigarette. Der Mann stellt sich als Eugene vor. Er sieht aus wie der coole Dad, den es in jedem Freundeskreis gibt. Eugene schaut zu seiner Familie und lächelt: „Schade solche Menschen zu verlassen. Es war wirklich ein wilder Ritt“. Er schaut zu seinem Sohn, der abseits vom Rest seiner Familie auf einem Stuhl sitzt und mit leerem Blick an die Wand starrt: “Er fragt sich, ob ich wusste, wie wichtig ich ihm war. Und ob er sich vorwerfen muss es mir so lange nicht gesagt zu haben. Ich hätte ihm gerne noch gesagt, dass er nichts falsch gemacht hat.” Eugene schaut Al an: „Wenn du weißt, dass du stirbst, wirst du weich und verdrängst unbequeme Sachlagen. Wie eine Droge. Und das einzige, was für mich zählt, ist: Er ist mein Sohn und ich sein Vater.“ Al nickt nachdenklich. Lola schnieft und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

Eugene bedankt sich noch für die Zigarette und wendet sich dann seiner Familie zu. Al, Zack und Lola verlassen das Zimmer.

© Joris Alexander Buhre 2022-08-18