Nie wieder blaue Finger.

Es wird Sommer. Es ist Sommer. Wieder. Nach zwölf Jahren Schule ist es jetzt vorbei. Zack. Ende und aus. Eigentlich – also irgendwie immer habe ich gedacht, dass das immer so weitergeht. Herbst, Winter, Frühling, Sommerferien. Und dann wieder von vorn.

Naja, ganz so ist’s dann wohl doch nicht. Also zumindest nicht so ganz. Sommer-20 hätte die Routine wohl irgendwie durchbrechen sollen, zumindest ein bisschen. Vielleicht ist das Ganze auch nur wahnsinnig hochstilisiert. I don’t know. Die Zentralmatura – das Rite of passage im Österreich des 21. Jahrhunderts. Maturaball, Maturafeier, Maturareise und was weiß ich noch alles.

Sommer-20 ist anders. Sommer-20 hinterlässt andere Spuren, nicht dass es so wäre, dass Sommer im allgemeinen keine Spuren hinterlassen, nur tut es dieser, mein Maturasommer nun wohl in anderem Maße.

Wie dem auch sei. Was es sicher heißt ist eindeutig. Nie wieder Schule. Nie wieder vom Schulwart angemault werden, weil ich zu spät bin (auch wenn das vollkommen gerechtfertigt war). Nie wieder Schularbeiten. Und, last but not least, nie wieder blaue Finger. Ich verbinde nichts mehr mit “Schule” als Tintenflecken, überall, aber eben vor allem an meinen Fingern. Weiß auch nicht, wie ich das immer geschafft habe. Und wie ich das gehasst habe! Naja, zum Glück gibt es dieses moderne Ding namens Kugelschreiber. Ist schon lebenserleichternd.

Fast, also nicht so ganz, aber doch schon, stellt sich bei mir der Eindruck ein, dass man die Dinge, die man erlebt hat, im Rückspiegel doch etwas differenzierter wahrnimmt. Meine Schulzeit war sicher nicht immer eine gute Zeit; sie war aber auch nicht immer eine schlechte Zeit.

Das, was sich jetzt tut, also in der Phase des Rückblicks, ist, dass sich da die Konturlinien abzeichnen. Es ist nicht alles schwarz, nicht alles weiß – es ist eben ein Zebrastreifen. Zumindest fühlt es sich so an. Ob es auch so ist? Woher soll ich das wissen?

Was aber feststeht, und das bedarf keiner Interpretation, oder vielleicht treffender ausgedrückt keiner gedanklicher Herumseziererei, ist die Tatsache, dass sich jetzt etwas oder eben eher alles verändert. Punkt. Fertig. Und da gibt es für mich auch nichts dran zu rütteln. Also eigentlich ist das fast so etwas wie ein soziales Naturgesetz. Was nach Sommer-20 kommt? Das Studium. Und sonst? I don’t know! Auf jeden Fall etwas anderes. Nur diesmal eben ohne die blauen Finger, blauen Kleckse oder blauen was-auch-immer.