Nie wieder tust du mir so etwas an!

Viktoria Fizolova

von Viktoria Fizolova

Story

Die Dorfbewohner blieben stehen, flüsterten, tuschelten. Miquel hörte es, aber ignorierte es. In Miquels Armen fühlten es sich sicher an. Er beschützte mich, so wie er es immer getan hat. Drinnen legte er mich behutsam auf die Liege. Der Hofarzt trat näher.
»Ich weiß nicht, was los ist. Sie spricht nicht mehr. Reagiert nicht. Bitte mach etwas!« Panik und Hilflosigkeit füllten die Luft. Er beugte sich über mich, betrachtete meine Haut und meine Augen.
»Sie ist in einem Schockzustand«, sagte er ruhig. Aurelia stand neben Miquel, wollte mit hinein. Doch als ich sah, dass sie näher kommen wollte, weiteten sich meine Augen.
»Was..was ist mit ihr?«, fragte Miquel verzweifelt.
»Verlasst bitte den Raum. Ich muss mit ihr allein sprechen.«
»Niemals. Ich bleibe bei ihr!«
Aurelia nahm seine Hand. »Komm. Sie ist in guten Händen.«
Zögernd ging er raus. Drinnen schloss der Arzt sanft die Tür und setzte sich neben mich.
»Du bist nicht allein. Ich bin bei dir. Was du fühlst, ist echt. Aber du bist hier. Du bist sicher.«
Ich wollte etwas sagen. Aber der Schock saß noch zu tief. Meine Lippen bewegten sich kaum.
»Bitte versuch deinen Mund etwas zu öffnen.«
Er nahm ein Fläschchen, träufelte ein paar Tropfen auf meine Zunge. Langsam beruhigte sich mein Atem und mein Herzschlag.
»Ich habe Angst. «, flüsterte ich. »Seit ich klein bin, habe ich immer wieder einen Traum. Eine Frau vergiftet meinen Bruder und ich kann ihn nicht retten.«
»Und heute hat dich etwas daran erinnert.« Ich nickte schwach. »Manchmal erinnert uns die Wirklichkeit an Dinge aus dem Inneren. Der Körper reagiert wie in Gefahr. Ich gebe dir etwas zur Beruhigung. Solltest du noch mal so große Angst bekommen, soll dein Freund dir ein paar Tropfen davon auf die Lippen geben.«
»Miquel?«, flüsterte ich.
»Ich hole ihn gleich. Du solltest mit ihm reden, er macht sich große Sorgen um dich.«
Er trat hinaus. Miquel stürmte an ihm vorbei. Seine Arme umschlossen mich sofort.
»Nie wieder tust du mir das an! «, sagte er. »Du redest mit mir, wenn es dir nicht gut geht, verstanden?« Ich nickte. Dann füllten sich seine Augen langsam mit Tränen: »Es tut mir leid! Ich hätte mehr auf dich achten sollen!«
Ich wollte ihn unterbrechen, ihm sagen, dass es nicht seine Schuld ist, doch er drückte mich noch näher an sich ran. »Ich brauche dich. Ich dachte…«doch er brach ab. Stattdessen hob er mich wieder hoch. Dieses Mal war es mir peinlich, meine Wangen wurden leicht rot.
»Miquel…lass mich runter, ich kann selber laufen.«
»Ruhe. Nach dieser Aktion schon wieder bist du nicht in der Position, Forderungen zu stellen. Lass es einfach über dich ergehen.« Der Hofarzt lachte und hielt sich dabei den Bauch: »Liebe ist die beste Medizin!« Ich bedankte mich bei ihm für seine Hilfe und wir verließen das Haus. Draußen warteten die Leute. Alle starrten uns an, auch Aurelia. Ich ertrug all diese Blicke nicht. Also vergrub ich mein Gesicht in Miquels Hals und schloss meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, waren wir zu Hause – bei Alma.

© Viktoria Fizolova 2025-08-30

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Abenteuerlich