„Überall diese fröhliche Weihnachtsstimmung. Jeder ist so gut gelaunt“, denkt sich Annabel genervt. Annabel sieht aus dem Fenster ihres Hauses und beobachtet skeptisch die Nachbarskinder, die vor ihrem Haus eine Schneeball-Schlacht veranstalten, während deren Eltern zwei Tage vor Weihnachten voller Euphorie ihre Häuser schmücken. Sie hasst Weihnachten und das nicht nur, weil es immer so kalt ist, sondern auch, weil sie immer alleine ist.
Schlecht gelaunt geht sie in die Küche und will sich einen Kaffee machen, als es plötzlich an der Tür klingelt. Verdutzt geht die alte Annabel zur Tür und fragt, wer da sei „Ich bin Sam, deine Nichte!“, sagt jemand mit viel zu viel Begeisterung. Wiederwillig öffnet Annabel die Haustür, schließlich kann sie ja nicht so tun als wäre sie nicht da. Als sie die Tür öffnet, steht ihr eine große, dünne, vielleicht 20-jährige Frau gegenüber. „Hi, meine Mutter hat mir erzählt, dass ich eine Tante habe. Darum wollte ich zu Weihnachten unbedingt zu dir kommen“, meint Sam. Annabel wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, immerhin wollte noch nie ein Mensch mit ihr Weihnachten verbringen. „Darf ich hereinkommen?“, fragt sie. Annabel lässt sie herein. „Ist Weihnachten nicht eine schöne Zeit!“, sagt Sam. „Für mich nicht. Ich habe niemanden, mit dem ich feiern könnte“, sagt Annabel verbittert. Daraufhinmeint Sam, dass man das ja ändern kann, immerhin ist ja jetzt sie da.
In den nächsten Tagen versucht die Nichte alles, damit Annabel Weihnachten mag. Sie backen miteinander, kaufen Weihnachtssachen miteinander und gehen auf Christkindlmärkte. Annabel freut sich mittlerweile sehr auf den Weihnachtstag und kann ihre Nichte gut leiden.
An dem Weihnachtstag geht Annabel noch schnell etwas zum Essen einkaufen, damit sie und Sam nicht verhungern. Doch als sie vor ihrem Haus steht, merkt sie, dass nirgendwo ein Licht brennt. Schnell geht sie ins Haus und tatsächlich ist es überall dunkel. „Ist Sam einfach weggefahren?“ fragt sich Annabel deprimiert.Plötzlich geht das Licht an und überall im Haus gibt es Weihnachtsbeleuchtung und es dringt Musik in ihre Ohren. Annabels Haus ist wunderschön dekoriert. Mitten im Wohnzimmer steht Sam mit einem kleinen Welpen in der Hand. „Der ist für dich. Damit du zu Weihnachten nicht mehr einsam bist.“, meint Sam. „Der Hund ist ja süß“, dachte sich Annabel. „Du brauchst dir aber keine Sorgen machen, ich werde trotzdem jedes Jahr zu dir kommen!“ sagte ihre Nichte und gab Annabel den Hund.
Das war die beste Weihnachtszeit, die Annabel je gehabt hat.
(Photo by Myriam Zilles on Unsplash)
© GeschichtenerzählerIn 2020-12-22