Niki, unser kluger Kater

Adelinde Barilich

von Adelinde Barilich

Story

Niki war ein schöner Tigerkater und klug. Wir hatten damals eine Chinchillazucht im Keller und hatten Sorge, dass, falls einmal ein Chinchilla auskomme, es Beute fĂŒr Niki werden könnte. So zeigten wir ihm die Chinchillas, hielten ihn leicht mit beiden HĂ€nden am Hals fest, und wenn er zum Sprung ansetzte, riefen wir „nein!!!“ und hielten ihn zurĂŒck. Sehr bald hat er das begriffen, denn er war klug.

Das „Nein!“ hielt ihn auch ab, am Vorhang zu krampeln oder etwas vom Tisch zu nehmen. Eines Tages im Garten sahen wir, wie er gerade dabei war, eine junge, gerade flĂŒgge gewordene Amsel zu schlagen. Wir riefen „nein, Niki, nein!!“ Er ließ von der Amsel ab, setzte sich auf und ging langsam weg.

Als unser Sohn einen Wellensittich geschenkt bekam, öffneten wir öfters den KÀfig, um ihn im Zimmer auch frei fliegen zu lassen. Nun hatten wir Sorge, dass Niki, wenn er gerade dazu kommt, dem Vogel den Garaus machen könnte. Wir brachten die beiden zusammen und wie bei den Chinchillas versuchten wir durch das Nein ihm beizubringen, dass er den Sittich in Ruhe lassen muss. Auch das hat er rasch kapiert und den Vogel ignoriert, denn er war klug.

Absolut nicht klug war der Wellensittich. Durch lange ZĂŒchtung hat er wahrscheinlich seinen natĂŒrlichen Instinkt verloren und hatte vor dem Kater keine Angst. Einmal setzte er sich sogar frech auf Nikis Kopf und zog ihm ein Schnurrhaar durch den Schnabel. Niki tat ihm nichts, aber es war ihm sichtlich unangenehm, und plötzlich war er verschwunden, alles Suchen und Nachforschen war vergebens.

Zwei Monate spĂ€ter, wir waren im Garten, spazierte ein Tigerkater beim offenen Tor herein – es war Niki, unsere Freude war groß. Er begrĂŒĂŸte jeden, ließ sich genĂŒsslich von uns streicheln und kraulen. Er war wohlgenĂ€hrt, hatte ein glĂ€nzendes Fell, es ging ihm offensichtlich gut. Er ging abends auch mit uns ins Haus, sah den Wellensittich und war kurze Zeit danach wieder verschwunden auf Nimmerwiedersehen.

Er war ja klug und hat sicher gedacht, bei einer Familie, die einen Vogel hat, habe ich es nicht nötig zu bleiben. Wir waren wohl traurig, dass er wieder gegangen ist, aber wir wussten wenigstens, dass es ihm gut geht.

Die drei Kater, die wir in der folgenden Zeit hatten, waren aber noch viel klĂŒger – sie haben uns gut abgerichtet, damit wir ihnen jederzeit zu Diensten waren.

© Adelinde Barilich 2020-05-19

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