Der 2. Besuch:
Inzwischen sind wir eine vierköpfige Familie, unser Sohn ist gerade zwei Jahre alt und mein Mann möchte heuer bei unseren Kindern selbst den Nikolo spielen. Ein Freund ist so nett und borgt uns sein Nikolauskostüm.
Den großen Nikolaussack mit Süßigkeiten, Mandarinen, Nüssen und einer kleinen Überraschung für jedes Kind lagere ich im Keller, wo mein Mann sich nach dem Büro auch umzieht, den Bart anklebt und schminkt. Der Nikolausstab und das große Buch sind natürlich auch vorbereitet.
Wir warten inzwischen in der Wohnung schon gespannt auf den Nikolo, schauen uns weihnachtliche Bilderbücher an, damit die Zeit schneller vergeht. Plötzlich klopft es, ein Nikolaus läutet ja nicht. Unsere Tochter rennt zur Tür, unser Sohn ist etwas unsicher und ich nehme ihn auf den Arm.
Das Töchterchen öffnet ganz freudig die Tür und der Sohn fragt: “Nikolo tommt?“ Darauf antwortet unsere Tochter mit verschränkten Händen vor der Brust, die Stirn runzelnd und das Kinn zu Brust gezogen: „Nein, der Papa!“ Mein Mann und ich sehen uns sehr verdutzt und wortlos an, mein Sohn zeigt auf die Schuhe des Nikolo und ruft: „Papa Schuhe“.
Wir versuchen die Situation irgendwie zu retten, mein Mann schlüpft schnell aus den Schuhen, ich bitte den Nikolo ins Wohnzimmer, aber das Nikoloevent ist nicht mehr zu retten. Unser Töchterchen schmollt weiterhin mit verschränkten Armen und wildem Blick: „Wieso kommt der Papa als Nikolo?“ Mein Sohn zupft am Gewand des Nikolaus herum und ruft: „Ausziehen, Papa ausziehen“.
Mein Mann gibt die Bischofsmütze runter, entfernt den Bart, zieht sich schließlich den roten Mantel aus und setzt sich auf den Boden. Trotz des missglückten Nikolausauftritts eine lustige Situation.
Interessiert sind dann doch beide Kinder am Nikolosack, mein Sohn steckt als Erster den Kopf hinein und holt eine Überraschung nach der anderen heraus, bis sich auch die Laune meiner Ältesten wieder hebt.
Beim Abendessen schüttelt unser Sohn ständig den Kopf und plappert: „Papa da! Papa nicht da? Nein, Nikolo da, Papa da? Nikolo nein, Papa da…“ Ein Nilolaustrauma?
© Regina Santner-Klammer 2021-11-19