Als ich 2017 beim “Chiala Africa”-Fest im Augarten in Graz die einzige Maasai-Frau im Austrian Mid West punktgenau fand in einer Hundertschaft tanzender Menschen, da war gleich klar, dass daraus eine innige Freundschaft werden würde. Und es wurde weit mehr als das. Peninah nannte mich bald Yeyio (Mama Nr. 5, nach den 3 Frauen ihres Vaters und ihrer Schwiegermutter in Tirol). Aufgrund meines Alters bin ich für sie eine große Respektsperson, die sie nie mit Vornamen anreden würde. Und in Afrika wird man sowieso sehr schnell als Mama geadelt. Ich fragte sie bald: Wie heißt „Meine Tochter“ auf Maa, die Sprache der Maasai und Samburu. Seitdem ist sie meine „Ntito ai“ (auch eine Story), mein Mädchen.
Ihre Riesenkette war von weitem zu sehen, sie hüpfte auf und ab, ich sah das, rannte hin und fragte, ob sie Maasai sei. Ja, meinte sie zögerlich auf Englisch, sah etwas hilfesuchend ihren Tiroler Mann an, da sie noch wenig Deutsch sprach, und fügte hinzu: Eigentlich bin ich Samburu. Sie hatte nicht erwartet, dass ich damit etwas anfangen könnte. Aber mir entschlüpfte ein weiterer Begeisterungsschrei. Samburu, wie “Die weiße Massai“ Corinne Hofmann, die einen Samburu Krieger geheiratet hatte? (Ihre Geschichte wurde zum Buch- und Film-Bestseller.)
Acht Gehstunden entfernt von Peninah‘s Boma, die ich einige Monate nach unserem Kennenlernen im April 2018 besuchen durfte, hatte Corinne unter für uns unvorstellbaren Bedingungen jahrelang gelebt. Mit ihrer Schwiegermutter in einer “Gestrüpp-Manyatta”, der Eingang ca. 80cm hoch. Ihr Mann war ein 2-Meter-Lackl. Der war aber eh kaum da. Er war Krieger und “roamte” jahrelang durch das Land. Ab und zu besuchte er seine ihm in einem weißen Schweizer Hochzeitskleid angetraute Frau (sie hatte in Bern alles, auch ihr Hochzeitsmodengeschäft, aufgegeben.) Dann lagen sie zu dritt aneinander gepresst am Boden. Dennoch lief es anfangs gut, sie liebte ihn sehr, aber im Endeffekt war sie zu tüchtig. Und er zu Mann. Zu eifersüchtig.
Mein Interesse für Nomadenvölker hatte mein Geo-Professor im Gymnasium geweckt. Solange, bis sich – die Energie folgt der Aufmerksamkeit – mitten im Herzen von Graz für mich die Möglichkeit ergab, einen Samburu-Clan im tiefsten Kenia – inside, insider geht’s nicht – kennenzulernen.
Meine Mutti, damals 90, schleppte ich auch bald einmal zu Peninah’s wöchentlichem Chai-Chat und dabei entstand dieses wunderbare Foto. Es zeigt für mich die Entspanntheit meiner Mutti, ihren Humor, ihre Neugier bis zuletzt. Meine Mutti, Peninah’s Nkoko (Oma) starb im Mai 2018, 3 Wochen nachdem ich aus Samburu zurückgekommen war. Peninah’s Nkoko, eine von vielen, starb 3 Monate später im Alter von 104 Jahren. Ich hatte das Privileg, sie kennenlernen zu dürfen. Sie ist die „Emanze“, der ich in der Geschichte „Tod in Samburu“ ein Denkmal gesetzt habe.
So sind unsere beiden Oldies nun im – hoffentlich konfessionslosen – Himmel vereint und schauen bestimmt neugierig & lachend auf uns herunter.
© 2021-02-26