No Air – Wenn die Luft zum Atmen fehlt (Kapitel 3)

NatalieCecilia

von NatalieCecilia

Story

Schritt für Schritt gehe ich die Stufen hinab. Das Wasser klettert immer weiter an meinem Körper hinauf. Als das Wasser meine Körpermitte erreicht fühle ich mich unwohl. Irgendwas ist anders. Es fühlt sich nicht normal an. Langsam schaue ich mich um und betrachte all die Menschen, die rund um den Pool stehen und spielen. Niemand achtet wirklich auf mich auch die Menschen, die mich sehen, scheinen sich keine großen Sorgen zu machen, also gehe ich weiter.

Es gibt Menschen, die sagen, dass Depressionen zu haben eine bewusste Entscheidung ist. Ich habe mich immer gefragt, ob ich diese Aussage bestätigen oder Verneinen soll. Vielleicht ist die Antwort auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Wenn ich mir wieder den Pool vorstelle, stimmt es, dass es zumindest in meinem Fall eine Entscheidung war. Zwar habe ich mich nicht von einem Tag auf den anderen entschieden depressiv zu sein, jedoch war ich es, die meine Beine gesteuert hat. Es war meine Entscheidung Schritt für Schritt tiefer ins Wasser zu gehen.

Andererseits fühlte sich mein Leben damals nicht so an als würde ich es kontrollieren. Meistens hatte ich das Gefühl es zieht einfach an mir vorbei, während ich nur geradeaus gehen konnte. Neben der Unsicherheit begann sich nun auch noch ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit breitzumachen.

Obwohl meine Mama und auch die restlichen Menschen in meiner Familie – zumindest mütterlicherseits – mich mit Liebe überhäuften und ihr Bestes gaben, um mir das Gefühl zu vermitteln gut genug zu sein, begann ich mich zunehmend zurückzuziehen.

Ich war etwa fünfzehn, als meine Mama nicht mehr weiterwusste. Irgendwann bat sie mich zu einem Therapeuten zu gehen. Ich erinnere mich noch ein wenig an den Moment als wir darüber sprachen. Ich war nicht schockiert oder überrascht. Eigentlich waren meine Gefühle ziemlich neutral. Ich wusste nicht, ob es mir helfen würde, aber noch mehr Schaden anrichten konnte es auch nicht.

Ich erinnere mich nicht besonders gut an die ersten Therapiestunden. Ich weiß nur, dass sie mir nicht geholfen haben. Damals wusste ich noch nicht, dass es unterschiedliche Therapien gibt, also dachte ich auch nicht daran mir einen anderen Therapeuten zu suchen, weshalb ich trotz Therapie nicht die Hilfe bekam, die ich dringend gebraucht hätte.

So kam es wie es kommen musste und die Risse in meinem Selbstwert verwandelten sich stetig in tiefe Krater. Ich begann mich selbst zu hassen und es ging mir zunehmend schlechter.

© NatalieCecilia 2021-08-14