No Name City

Barbara Prinz

von Barbara Prinz

Story

Erinnert ihr Euch noch an „No Name City“ in Wöllersdorf bei Wiener Neustadt?Ich denke so oft daran, wenn ich zu meiner Schwester fahre, die dort in der NĂ€he wohnt. Es waren sehr besondere und bewegende Aufenthalte fĂŒr uns als Familie.

Im MĂ€rz 2001, vor ĂŒber 18 Jahren wurde der Westernpark eröffnet. Es wurden ungefĂ€hr 100 Millionen Schilling in das 150.000 Quadratmeter große Areal investiert. Eine unfassbare Summe. Es zahlte sich aus: Die Westernstadt war ein wichtiges Angebot fĂŒr den niederösterreichischen Tourismus. Vor allem in den ersten Jahren klingelten die Kassen: 200.000 Besucher kamen in die „Namenlose Stadt“. Wir erinnern uns sehr gut an unsere Besuche dort. Es war ein Highlight fĂŒr unser Kinder, damals zwischen 2 und 10 Jahre alt. Sogar wir Erwachsene hatten Spaß daran, uns unter das Fußvolk zu mischen. Gleich in der NĂ€he des Eingangs liefen wir an Trapper-HĂŒtten, Tipis und Bungalows vorbei, leider kamen wir nie in den Genuss, uns eine dieser zu mieten.

Wir besuchten die Wachstation des Sheriffs und das GefĂ€ngnis. NatĂŒrlich ließen wir uns von den Kindern einsperren. Das war ein Lachen und Fluchen. Wir gingen zum Kanufahren auf den kĂŒnstlich angelegten See. Die Kinder paddelten abwechselnd, wir passten auf, dass wir weder Kind noch Paddel an das kĂŒhle Nass verloren. Es war heiß, wir bekamen Durst. Wir hielten wir nach dem Ufer Ausschau und suchten eine ideale Anlegestelle. Endlich wieder Land.

Wir versorgten uns mit GetrĂ€nken und versuchten dann die Bank auszurauben. Wir ĂŒbten uns im „Wagenburg- und Zeltlager stĂŒrmen“ oder buddelten nach Edelsteinen. Beim Gold waschen waren meine Kinder sehr geschickt und ich staunte ĂŒber deren Geduld. Und Geduld wird bekanntlich belohnt. Die Kleinen bewiesen sich auch im Dosen – und Bogenschießen. Tomahawk werfen fand ich Ă€ußerst amĂŒsant, denn diese Axt flog und rotierte, bis sie sich ins Holz bohrte. GlĂŒcklicherweise war niemand in unmittelbarer NĂ€he, der um sein Leben hĂ€tte fĂŒrchten mĂŒssen. Ich selbst versuchte das Zielscheibenschießen mit Gewehr und hatte GlĂŒck. Meine ruhige Hand bescherte mir einen Gewinnbon fĂŒr einen Wodka oder Whiskey im Western Saloon. Den Whiskey teilte ich mit meinem Partner. Das deftige Essen, mit Spare-Ribs und Burger war das Highlight. Die Kinder futterten Pommes mit Ketchup und wischten ihre fettigen Finger wie echte Cowboys in der Hose ab.

Wir hatten recht viel Spaß und VergnĂŒgen an diesen Tagen. Stilgerecht gekleidet, mit Jeans, Hemd und Boots, schnappten wir unsere Cowboy-HĂŒte und Revolver, die wir in der Faschingsbox aufbewahrten und dĂŒsten los. Als krönenden Abschluss gab es noch eine Westernshow. Die Show war anfangs als Postkutschenfahrt getarnt. Plötzlich waren wir mitten drin im GetĂŒmmel. Pferde und Cowboys, Flaggen und Gewehrsalven, Sheriffs und Indianer belebten die „No Name City“.

Mich faszinierten die MĂ€nner und Frauen, die uns Besuchern diese wunderbaren EindrĂŒcke boten. Leider gibt es den Westernpark nicht mehr.

© Barbara Prinz 2019-10-18