von AndreaSelene
Der Jahreswechsel ist für mich auch eine Zeit, um zu reflektieren. Was habe ich dieses Jahr gelernt? Was wurde mir geschenkt? Welche Herausforderungen habe ich angenommen? Zeit, um nach vorne zu sehen. Wer möchte ich 2020 sein?
Ein neues Jahr bietet die Gelegenheit für mich, alte Gewohnheiten und Glaubenssätze abzulegen. Ich stelle mir die Frage: Wer bin ich? Die nächste Frage, wer ich im nächsten Jahr sein will , ist für mich die Wichtigste. Dies ist ein Ritual, das ich jedes Jahresende nicht missen möchte. Es hilft mir das neue Jahr unbelastet, dankbar und voller Mut zu starten.
Gute Vorsätze sind oft deshalb zum Scheitern verurteilt, weil ein klares inneres Bild fehlt. Wie das gelingen kann, habe ich von meiner Mutter gelernt. Nach einigen Schicksalsschlägen und jede Menge Sorgen litt sie eine Zeit lang unter einer heftigen Depression. Als Kind machte ich mir große Sorgen. Warum ist meine Mutti immer so traurig? Will sie wirklich nicht mehr leben? Was kann ich dazu tun, um ihr zu helfen? Leider wurde in der Familie wenig über den Zustand meiner Mutter gesprochen. Gott sei Dank ging es ihr nach einiger Zeit wieder besser und bald war sie wieder lebenslustig. Jahre später verriet sie mir ihr Geheimnis: Sie hatte sich bildlich vorgestellt, wer sie im nächsten Jahr sein möchte und dann begonnen, ihre Gedanken und damit verbunden, ihre Emotionen zu hinterfragen. “Dient mir das, die Person zu sein, die ich sein will?“ Das führte dazu, dass sie nach und nach alte Verhaltens- und Glaubensmuster loslassen konnte und ihr Leben wieder in vollen Zügen genießen konnte.
Das gefällt mir. Sich selbst vorzustellen, wer man sein will und dann konsequent die Gedanken und das Verhalten, dem anzupassen. Da fällt mir der Spruch:“Fake it untill until you make it!“ ein. Neue neuronale Vernetzungen im Gehirn und alte Verbindungen löschen – klingt nicht ganz einfach, aber ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Je klarer das Bild, desto leichter der Weg.
Und so werde ich mir auch diese Tage wieder die Frage stellen:„Wer möchte ich 2020 sein?“ Ich stelle mich als ein Mensch vor, der in sich ruht, der bedingungslos liebt – ohne Vorurteile und Bewertungen. Ich sehe mich als Autorin eines Kinderbuches und ich bin viel humorvoller als dieses Jahr. Dazu habe ich ein klares Bild. Sehe mich lachend und friedvoll.
Der brasilianische Bestsellerautor Paulo Coelho schreibt in einem seiner Bücher, dass er den „alten Coelho“ nicht mehr bei der Türe hineinlässt. Genau das werde ich auch machen. Die „alte Andrea“ nicht bei der Türe hineinlassen, auch wenn die „neue Andrea“ viel Gutes mit der Alten gemeinsam hat:)
Noch drei Tage bin ich die „alte Andrea“. Und wie jedes Jahr freue ich mich sehr auf die Neue.
© AndreaSelene 2019-12-28