nomen est omen?

Ümit Mares

von Ümit Mares

Story

„Hallo, Ümit mein Name!“ Dieser Satz fiel mir aber nicht immer leicht.

Ich bin in Wien aufgewachsen und zur Schule gegangen. Wann immer ich meinen Namen nannte, wurde ich meistens komisch angeschaut oder gefragt, warum ich denn so einen eigenartigen Namen habe.

Wer aber denkt, zumindest namenstechnisch ging es mir in der Türkei besser, der irrt! Denn dort kam meistens die Rückmeldung: „Ist Ümit nicht ein Männername?“ Tatsächlich heißen in der Türkei mehr Männer Ümit als Frauen.

Gerade als Teenager machten mich diese Reaktionen sehr traurig und verunsicherten mich, sodass ich neuen Begegnungen immer mehr aus dem Weg ging, um nicht wieder ausgelacht oder zumindest verdutzt angeschaut zu werden. Ich hatte das Gefühl, es mit meinem Namen niemanden recht machen zu können. Meine Post war meistens adressiert an Herrn Ümit und ich bekam sogar einen Einberufungsbescheid. Meine Mama fuhr mit mir zur Vorladung und sagte: „Ich schwöre, sie ist ein Mädchen!“

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und konfrontierte meine Eltern mit der Frage, warum sie mir diesen bescheuerten Namen gegeben hatten. Mein Vater sagte, sie wussten nicht, ob ich ein Bub oder ein Mädchen werden würde, da in den 70er Jahren geschlechtsbestimmende Ultraschalluntersuchungen noch nicht üblich waren. Aber er wollte mir unbedingt diesen Namen geben, weil Ümit Hoffnung bedeutet. Und er dachte sich: „Egal ob es ein Bub oder Mädchen wird, es soll unsere Hoffnung werden!“

Irgendwie gefiel mir diese Erklärung und ich dachte mir, dass mein Name meine Bestimmung sein könnte anderen Menschen Hoffnung zu geben. Man sagt ja nicht um sonst „nomen est omen“ und in meinem Fall trifft es absolut zu. Inzwischen ist es ein wichtiger Part meines Jobs anderen Menschen Mut zu machen und positiv in die Zukunft zu blicken. Somit schloss ich Frieden mit meinem Namen.

Es gibt aber auch noch eine amüsante Anekdote zu meinem Namen, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Mitte Zwanzig flog ich mit einer Freundin nach Mauritius und wohnte in einem Club mit hauptsächlich französisch sprechenden Gästen. Ich dachte mir, ich bin so höflich und lerne ein paar Sätze, damit ich mich zumindest auf französisch vorstellen konnte. Also sagte ich bei neuen Bekanntschaften: “Salut, je suis Ümit!“

Die Reaktionen waren aber wieder sehr irritierend für mich, plötzlich zogen Frauen ihre Männer von mir weg oder drehten sich um und gingen einfach wortlos. Ich verstand die Welt nicht mehr, bis mir ein Hotelangestellter verriet, dass Ümit auf Französisch „feucht“ heißt (geschrieben „humide“, ausgesprochen „ümit“).

„Hallo, ich bin feucht!“ war wahrscheinlich nicht die beste Art sich vorzustellen, aber meiner Freundin und mir hat es einen Lachkrampf beschert. Und eines wusste ich von da an ganz sicher, mit meinem Namen werde ich nicht in Frankreich leben.

© Ümit Mares 2019-08-09

Hashtags