von Lars Hilsmann
Als ich 2020 in den Norden gezogen bin, hätte ich nicht gedacht, dass ich auch eine neue Sprache lernen muss.
Am Anfang begann es noch harmlos mit “Moin”. Ich erwidere bis heute mit “Morgen”. Wenn mir denn mal ein “Moin” herausrutscht, ermahne ich mich selbst. Ich werde mich wohl nie damit abfinden. Dabei blieb es jedoch nicht. Das nächste Wort, das ich lernen durfte, war “schnacken”. “Ah, du willst mit mir reden”, ziehe ich meine Freundin bis heute noch auf.
Am Anfang der Beziehung fragte sie mich: “Möchtest du noch ein bischen was essen?” “Wie bitte?” “Möchtest du noch ein bischen was essen?” Das fand ich so süß, dass ich sie es wiederholen lassen habe. “Ja, ich möchte noch ein bisschen was essen.” Am Abend ging es dann weiter: “Kannst du mir mal die Funzel geben?” “Was kann ich dir geben?” “Na, die Taschenlampe!”
Was natürlich auch zum Norden gehört ist das schlechte Wetter. Die ersten Wochen nach dem Umzug hat es gefühlt nur geregnet oder sollte ich lieber “gegallert” sagen? Dann kam im letzten Jahr unsere Tochter zur Welt und ich durfte weitere Wörter kennenlernen. Wenn sie erkältet ist, hat sie keinen Schnupfen, sondern “Schnotten”.
Die ersten Monate durfte sie noch zwischen uns schlafen, aber mittlerweile kommt sie in die “Furzmolle”. Am Anfang wusste ich nicht, ob ich es richtig verstanden habe, aber mittlerweile kenne ich wohl das Norddeutsch für Fortgeschrittene. Man muss die Sprache nicht übernehmen, aber süß finde ich es doch immer wieder, mit meiner Freundin zu “schnacken”.
© Lars Hilsmann 2023-02-26