von Andreas Trimmel
Eine BlockhĂŒtte in Norwegen, mmmhhhhmm.
Die norwegische Ruhe, die beeindruckende Natur, taghelle NĂ€chte, die Dich einladen, die Zeit auf einem Felsen ĂŒber dem Meer sitzend zu vertrĂ€umen, der tosenden Brandung zu lauschen, dem Spiel der Wellen zuzusehen und genieĂerisch in die Ferne zu schmunzeln. Die Zeit verliert jegliche Bedeutung, verschwimmt mit den Schaumkronen der sich krĂ€uselnden Fluten. Anstelle des Tickens der Uhr tritt das Klatschen des Meeres an die Felsen.
Warâs 1995 die SĂŒdkĂŒste, so gingâs 2001 nach TromsĂž, einer UniversitĂ€tsstadt hoch oben im Norden. Jenem TromsĂž, dem Isa Hörmann einen wunderschönen Text hier gewidmet hat: âIn der Stille von TromsĂžâ
Nach der Landung suchten wir unser Quartier auf, ein Privatzimmer. Der Besitzer, ein drahtiger Norweger, um die 35, fĂŒhrte uns in den Raum, der die nĂ€chsten Tage unsere Bleibe sein sollte. Ein sehr nettes, wenngleich nicht allzu groĂes Zimmer. Doch etwas fehlte. Meine Frau und ich sahen erst stirnrunzelnd uns, dann fragend den Norweger an, der uns in der Zwischenzeit alles Mögliche erzĂ€hlt hatte. Wo die Toilette sich fĂ€nde, wo wir FrĂŒhstĂŒck bekĂ€men, und, und, und.
Als er unsere fragenden Blicke sah, da – nein, da hielt er nicht inne, sondern redete unverĂ€ndert weiter. Nur ein leichtes Grinsen war in sein Gesicht gehuscht. So, als ob wir nicht die Ersten waren, die ihm diese Blicke zuwarfen.
Im Reden hob er dann seinen Arm, zeigte hinter uns und sprach jene Worte, die noch heute durch meine GehörgÀnge klingen:
âBelieve it or not. This is your bed.â
Unsere Blicke folgten der Richtung des verlĂ€ngerten norwegischen Armes und sahen – kein Bett. Nur eine freie FlĂ€che im Raum. Wir sahen wieder zu unserem Norweger, diesmal noch fragender und irritierter.
Sein Grinsen wuchs zu einem stillen Lachen an. Er senkte den Arm und bewegte sich an jene freie Stelle, die er uns als Bett verkaufen wollte. Er griff in die vertĂ€felte Wand und – klappte ein Bett herunter. Schmal, filigran – aber eindeutig ein Bett. Unsere erleichterten Blicke deutend grinste er uns ein âAs I said. Your bed for the next daysâ entgegen und ĂŒberlieĂ uns unserem Schicksal.
Ich mag diese Art von Humor. Fein, leichtfĂŒĂig, mit Esprit. Und ich mag auch die MentalitĂ€t der Menschen in Norwegen.
Freundlich, fast freundschaftlich, hilfsbereit, vertrauensvoll, offen und entgegenkommend – ohne jedoch aufdringlich zu sein.
Diese MentalitĂ€t, dieses Grundvertrauen bekamen wir auch in TromsĂž zu spĂŒren. Warâs am Vorabend unserer Abreise oder doch am Morgen des Aufbruchs – jedenfalls fanden wir eine Nachricht unseres Vermieters vor. Ich erinnere mich nicht mehr an die genauen Worte, doch sinngemÀà lieĂ er uns Folgendes wissen:
âIch hoffe, ihr hattet eine schöne Zeit in TromsĂž. Ich habâ mich kurzfristig entschlossen, einige Tage in den Bergen zu verbringen. Die Miete legt bitte auf den Tisch, den SchlĂŒssel ebenso. Zusperren ist nicht notwendig. Schönen Urlaub noch!â
Das spricht fĂŒr sich, oder? Und fĂŒr meine BlockhĂŒtte.
© Andreas Trimmel 2020-06-20