von Sarah Mazllami
Andreas und ich machen uns auf den Weg zum Surfspot. Zusammen tragen wir unsere 2 Boards über den Sand, ich hab die Noses unterm Arm und er die Tails. Eine leichte Brise weht und man kann das Salz vom Meer riechen.
Kathrin läuft etwas weiter vorn. Sehr motiviert die Gute. Sie balanciert ihr Board alleine auf dem Rücken, wie ein Ninjaturtle, Andreas und ich müssen beide schmunzeln.
Im Wasser angekommen pendeln wir uns langsam in unsere Routinen ein. Bis jetzt war ich noch nicht sehr erfolgreich … aber jetzt. Diese Welle. Das ist meine.
Ich beeile mich aufs Brett zu kommen, Schulterblick, ich paddle wie verrückt -diese Welle muss ich bekommen- ich schaue noch einmal nach vorn und fange in dem Moment Virginias Blick ein.
Sie sieht besorgt aus, schaut mich an, dann die Welle hinter mir und schüttelt langsam mit dem Kopf. Mein Herz rutscht in die Hose, es ist zu spät ich stecke schon drin. Ich versuche mich zu erinnern, an die Schritte und wie ich mich noch retten kann. Ich möchte die Welle gar nicht mehr surfen, nur heile aus ihr rauskommen. Ich hebe meinen Oberkörper so hoch ich kann aber es reicht nicht.
Mein Board macht einen Nose Dive und ich überschlage mich.
Ich höre es nur noch rauschen, bedecke mit den Armen meinen Kopf. Ich weiß nicht, wo oben und unten ist. Plötzlich reißt die Leash an meinem Fuß … das Board ist schonmal irgendwo aufgetaucht. Ich versuche ihr zu folgen und erreiche kurz danach auch die Wasseroberfläche.
Ich will grade nach Luft schnappen da ergreift mich von hinten eine weitere Welle, ich überschlage mich erneut und verliere komplett die Orientierung. Ich bekomme Angst. Angst das die Luft nicht reicht, Angst das mich noch eine Welle erfasst, Angst das mich etwas trifft.
Aber ich tauche auf und diesmal kann ich atmen ohne das etwas von hinten kommt.
Ich hieve mich ächzend aufs Board, ein-zwei Hustenkrämpfe schütteln mich und ich will nur noch zum Ufer. Ich lasse mich an den Strand schwemmen und bleibe dort einen Moment regungslos auf meinem Surfbrett liegen, froh das ich noch lebe.
Irgendwas Warmes läuft aus meiner Nase und ich drücke hektisch meinen Handrücken gegen eins der Löcher. Als ich sie betrachte, ist dort aber nichts als Wasser. Mir läuft so viel Wasser aus der Nase, das es sich anfühlt, als hätte ich Nasenbluten. Ganz seltsames Gefühl und mit Sicherheit hatte ich noch nie so viel Wasser in meinen Atemwegen.
Langsam wieder klar bei Verstand, schau’ ich mich um, Virginia schaut panisch umher und als sie mich entdeckt sucht sie meinen Blick, um das Zeichen von mir zu kriegen, das alles in Ordnung ist.
Ich hebe meine Hand und forme mit Zeigefinger und Daumen einen Kreis, die restlichen Finger in die Höhe gestreckt. Das universelle Zeichen für: es geht mir gut.
Ich sehe wie die Anspannung von ihr abfällt und sinke wieder aufs Board. Diese Stunde ist für mich gelaufen.
© Sarah Mazllami 2023-08-17