von Tim Arnold
Als ich dich das erste Mal sah, fühlte ich mich, als wäre ich von einer Sternschnuppe getroffen worden. Die Art und Weise und die Grazie, mit der du dich bewegtest. Wie du mit dem Kassierer sprachst; dich zwischen die engen Sonderverkaufsregale schobst; wie du mich anlächeltest. Ein Lächeln, wie eine Kirschblüte. Wunderschön und doch so flüchtig. Deine langen, blonden Haare zogen mich in deinen Bann, lenkten meine gesamte Aufmerksamkeit auf dich. Ich verlor mich in ihnen, in einem Fluss aus flüssigem Gold, sah zu wie das Licht mit jeder deiner Bewegungen in deinem Haar tanzte und umhersprang. Mit jedem Mal, das ich dich musterte, wurdest du ein Stückchen perfekter und mit jedem Mal, das du mir einen Blick zuwarfst, wurde ich ein Stück verliebter.
Den Schmerz, den ich empfand, als ich sehen musste, wie du einem Anderen in die Arme gefallen bist, war unbeschreiblich. Wie du deine Arme um ihn gelegt und deine Lippen auf die Seinen gepresst hast. Meine Welt brannte, ebenso wie mein Gemüt. Was hast du in diesen fünf Minuten nur mit mir angestellt? Mehr können es nicht gewesen sein, auch wenn es sich damals wie eine Ewigkeit anfühlte. Fünf Minuten und nun war mein Herz gebrochen. Ich war entschlossen etwas zu tun. Ich wollte dich mein Eigen nennen dürfen. Um jeden Preis.
Und genau als meine Arbeit getan war; du hier vor mir lagst; genau in diesem Moment, hatte ich die Gelegenheit, jedes Detail deiner aquamarin-farbenen, lebensfrohen Augen aufzusaugen und sie für immer im Gedächtnis zu behalten. Augen sind solch flüchtige Erscheinungen. Furchtbar schwer, sie einzufangen. Furchtbar leicht, sie zu vergessen. Häufig nichts Besonderes, doch gelegentlich befindet sich ein Schmuckstück unter ihnen, wie die wunderschöne Perle einer Muschel. Ein Schmuckstück wie die Deinen.
Ich strich dir über deine weichen Wangen, legte mein Werkzeug beiseite und griff nach einem Tuch, um dir das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Ich tüpfelte es dir sanft und mit derselben Eleganz von Kinn und Wange, mit der du durch den Laden liefst, in dem wir uns das erste Mal sahen. Aus der klaffenden Wunde an deiner Kehle strömte noch immer ein blutroter, Wasserfall-artiger, Schwall, der sich über dein weißes Leinenkleid ergoss, deine zierlichen Arme herablief und sich schließlich auf dem Boden in alle Richtungen ausbreitete. Und selbst während du die gurgelnden Geräusche eines Menschen ausstießt, dem das Blut den Rachen herabläuft und die Luftröhre füllt, und für einen flüchtigen Moment die Perfektion deiner Erscheinung brachst, warst du nach wie vor ein Juwel für mich.
Bevor ich ging, nahm ich mir vorsichtig deine himmelblauen Perlen und eine Strähne deines goldenen Haares für meine Sammlung. Nun warst du, wie all die Anderen, endlich mein. Für immer und ewig, bis dass der Tod uns scheidet.
© Tim Arnold 2022-08-09