von Petra Stoppacher
Liebe verleitet einen dazu, sein Können beweisen zu wollen, was mit einem konstruktiven Ergebnis aber auch in Maßlosigkeit und dem einen oder anderen Missgeschick enden kann.
Zum Beispiel verliert man die Urheberrechte, die heutzutage jedem ein Begriff sind. Kein Tag ohne Selbstsucht. Oder auch: Selbstenteignung. Eine Tugend, mit der ich mich vertraut gemacht habe, worauf es keine Tugend mehr war.
Immerzu enteigne ich mich selbst – um schöne Momente, um Freunde und um wirkungsvolles Handeln. Da denke ich mir so: „Fantastisch, ich habe wieder etwas gefunden, was mich irgendwie mit einem Wissen erfüllt, dass es mich braucht.
Es ist letztendlich nur eine winzige Regung, aber sie lässt sich auf mich zurückzuführen.“ Eine winzige Regung, die ich dann doch nicht setzte.
Der Widerspruch, mit dem ich lebe, fragt laut: „Warte – habe ich das jetzt nötig?“ Letztendlich gibt meine Verhaltenheit mir Sicherheit, dieses abergläubische Gefühl, ich hätte die Dinge im Griff.
Der Überschwang führt ins Abseits, habe ich leider erfahren müssen.
Nun sitze ich fest und glaube keinem mehr, nicht einmal wenn es ein Fragender ist. Wenn man mir sagt, ich sei „zurückhaltend“ denke ich: „Ihr habt Recht, aber helfen tut ihr mir damit auch nicht“. Meine Seele sträubt sich, mein Kopf aber speichert diese Verhaltensweise als Automatismus ab.
Recht haben beide: Die Analysekultur ist eine befremdliche Art und Weise, Ausdruck zu finden. Sie ist der Auslöser von Ungleichheit. Zuerst gibt sie dem Macht, der analysiert, und dann macht sie denselben schwach, indem sie ihm vermittelt, auch er selbst würde bei jedem seiner Schritte analysiert. Arm dran ist er daraufhin vor allem selber, denn er kennt die gesamte Misere ja aus erster Hand.
Schade eigentlich. Es gibt eh schon so viel Ungerechtigkeit, die aus Knappheit erwächst, und dann geht man auch noch mit dem, was gratis ist (Anerkennung, Liebe…) so wächsern und zurückhaltend um. Der Mensch hat sich dem Geld unterworfen und verschiedensten Bürden, die ihm seine Genugtuung ob Schaden eines anderen aufbürdet. Er macht sich fertig. Gegenseitig, vor allem aber selber.
Ach, Mensch, wozu bist du in die Schule gegangen? Hast du denn nur deshalb die Schulbank geteilt, um sie später zu zersägen?
Leise flüstere ich, einer Intuition folgend: „Hat mit dir zu tun.“ „Was?“, fragst du. Falsche Frage, richtig wäre „wer“ gewesen und die Antwort darauf „ich“. Ich habe mit dir zu tun. Aber ich sage: „Nichts“, und meine: Das versteht nur das Herz, und ich weiß nicht, ob du und ich noch so etwas Schönes haben.
© Petra Stoppacher 2019-09-10