von Aurelia K
Nach der Stunde gehe ich erschöpft nach Hause. Es war emotional anstrengend, schön, berührend. Ich spüre wie mein Magen grummelt. Ich habe Hunger. Aber – nur noch einmal hungrig ins Bett gehen und ich würde mich morgen fitter und schlanker fühlen NEIN meine Güte jetzt kommst du gerade aus der Therapie und fängst schon wieder an? Hör auf. Mach dir was zu Essen. Sei normal. Aber auch lieb zu dir. Wie schwierig das ist. Alles gleichzeitig bedenken, wahrnehmen. Erinnert mich an früher, ans Reiten. Gerade sitzen, ruhig atmen, schauen wo ich hin möchte aber den Blick auch gerade aus halten, fühlen wie das Pferd sich bewegt, die Zügel stramm aber nicht zu fest und nicht zu locker halten. „Kugel im Bauch“ hat meine Mutter immer gesagt. „Stell dir vor, du hast ein Nest in deinem Bauch, in dem eine Kugel liegt. Die soll dort bleiben und nicht hinausfallen.“ Der Gedanke an meine Mutter birgt eher negative Gefühle, aber dieser Satz ist mir in positiver Erinnerung geblieben. Wobei, birgt der Satz eher Zwangpotential als gutes Körpergefühl? Oder zerdenke ich das gerade wieder? Egal, das ist ein Thema für später. Mutter, Pferde, Kugel – damit möchte ich mich jetzt wirklich nicht auseinandersetzen. Ich mache mir was zu essen – Kompromiss: Salat. Ein schlechtes Gewissen habe ich trotzdem, einerseits dass es „nur“ ein Salat ist und Restriktion vermittelt, andererseits dass ich überhaupt etwas esse. Akzeptanz, das wird der einzige Weg sein. Erst noch Skincare-Routine: Waschgel, unzählige Seren die alle in einer bestimmten Reihenfolge aufgetragen werden. Creme. Schlaftablette. Ohropax. Endlich hinlegen! Ich wache auf, diesmal eine Nacht ohne ewiges Herumgewälze, zum Glück. Ich bin gar nicht so schlecht drauf, fast schon gut gelaunt. Die Sonne scheint. Wow, vielleicht kann ich das doch mit dem Leben. Wasser, Koffeintabletten und vor den Laptop. Die richtige Beschallung fürs Frühstück raussuchen. Das neue Pulp-Album ertönt, meine Stimmung ist positiv – der Sonntag kann kommen! Eigentlich oft ein Tag, der die bekannte Sonntagsdepression anzieht, aber vielleicht kommt es heute anders. Ich habe keine Pläne, zum Glück, denke ich. Ein freier Tag kann nicht schaden, nachdem ich sonst eh immer im Freizeitstress versinke.
© Aurelia K 2025-07-23