von Micaela Hemesath
Wenn diese Wand aus heftigem Duft über mich hinwegwalzte, ich nach Frischluft japsen musste, wusste ich, Thea kommt! Der Duft von >Opium< umrahmte ihre Opern Diva Statur, stets mit Hut, geschminkt mit Make up und rotem Lippenstift. Meine Mutter in ihrem letzten Domizil Bad Reichenhall, eine halbe Stunde von mir entfernt. Diesen französischen heftigen Duft schenkte ich ihr immer zu diversen Anlässen, weil ich wusste, sie freut sich. So oft trafen wir uns nicht und das Duft Leiden musste ausgehalten werden. Dass ich einmal mit dem echten Opium in Kontakt kommen sollte, schwebte noch in den Wolken. In den thailändischen!
Als Fernost Fliegerin war Bangkog, nach New York ,meine dritte Heimat. Ich liebte die fröhlichen Menschen, das frische Essen auf dem Markt und die Sprache. Ein bisschen konnte ich mir beibringen, erzeugte aber immer nur Gekicher bei meinem Gegenüber. Die männlichen Mitglieder der Crew gingen wie immer >Ripperl essen<, (Erklärung in meiner Story: Sex und Seide), Kleider und Vorhänge von meinem 24 Stunden Schneider brauchte ich auch nicht.
Den Stations Leiter rief ich an, um mir Tipps zu holen für einen Flug nach Chiang Mai. Tasche gepackt, mit dem Taxi durch das Gewusel von Tuk Tuks zum Airport und dann mit einer kleinen Maschine der Thai Airways zum Opium Dreieck der Länder Burma, heute Myanmar, Laos und Thailand. Die Empfehlung des kleinen Hotels war gut und schon bei der Ankunft feixten mich drei männliche Wesen an, mit meinem Lieblings Englisch aus Australien. Wir trafen uns zum Abendessen und sie luden mich ein, am nächsten Morgen mitzufahren in ihrem Jeep mit Fahrer. Es sollte ins Innere des Dschungels gehen, zu den >Opiumhöhlen<.
Dschungel, Opium, drei fremde Männer…? Die Abenteuerlust siegte!
Doch meine ganzen bisherigen Erfahrungen mit Wald, Pflanzen und Grünzeug, wurden getoppt durch diese Fahrt, durch die grüne Hölle. Schlaglöcher, Wasserläufe die durchquert werden mussten, es war immer dunkel und über uns Riesen Pflanzen. UNHEIMLICH!
DAS Unheimliche sollte erst noch kommen in dem Dorf, wo wir ausstiegen. Der süßliche Duft war wie eine Wolke über allem. Stelzen Häuser mit Schweinen darunter, die die Küchen Abfälle fraßen. Schmutzige halbnackte Kinder mit aufgequollenen Bäuchen, Frauen die ausgemergelt und gebückt ihre Arbeit ums Haus verrichteten. Dann traten wir in die Vor Hölle menschlichen Daseins ein. Dunkle Räume, schmutzige Tücher, darauf gelbe, zum Skelett abgemagerte Gestalten, nicht zu erkennen welchen Geschlechts. Die Opium Pfeifen im Mund, die Augen starrten durch uns durch. Dem Tod Geweihte, an der schnell verfügbaren Ware Opium zur Sucht verdammt.
Die Tränen quollen leise aus meinen Augen, es war unerträglich. Flucht! Weg! Den drei Reise Kameraden ging es ähnlich. Geschockt von dem Erlebten fuhren wir stundenlang schweigend zurück in unser Hotel.
Mehrere >Big Singha< Biere konnten den Schock auch nicht wegspülen. Ich freute mich auf >heile Welt< zurück in Bangkok!
© Micaela Hemesath 2020-07-23