Ode an meine Liabschtn (Tirola Version)

Julita Ratzenberger de la Paz

von Julita Ratzenberger de la Paz

Story
2021

Wenn i als Xennial zruckschau auf die erschte Hälftn vo meim Leben vor Corona, fallt ma glei Folgendes ein:

Die schianstn und prägendschtn Momente und Phasn von meim Leben hobn alle die gleichn Nenner: Vielfalt und die Grundwerte Europas.

Ob des Familienlebn, Au-Pair sein im Ausland, des gewaltige Erasmusauslandsjahr, mit meine Freind umanandreisn oder a im Ausland lebn und buggln isch, all dia Werte hob i erlebt und echt „glebt“, weil alle die i do kennenglernt hob, total unterschiedlich und decht aufeinnad obgstimmt warn wie in am Schmelztiegl.

Des hot mi vo kloan auf zua ana echten Europäerin gmocht. Oamal hot mit a Politiker gfragt, wo i mi denn dahoam fühl. I hon mi in Öschterreich nie hunderprozentig dohoam gfühlt und a nit in Spanien.

I bin in am bikulturelln Umfeld augwaxn, des sich über die Joahr zu aner multikulturellen Identität weiterentwickelt hot. Es bricht ma jedes Mal des Herz, wenn i von oam von meine „Dahoams“ weg muaß. Wia in aner jeden Family probier i alle zsammhalten und meine Leit um mi zu versammln. Mei Bestimmung isch oba, die Vielfalt von meiner europäischn Family in die oanzelnen Momente zu genießn. Dia Vielfalt isch groaß und des mocht sie für mi so bsonders und koschtbar. Europa isch mei Dohoam und mei Luft zum Leben.

I tat gern segn, dass die zwoate Hälftn von meim Leben nach Corona meine Kinder die gleichn Werte und Gaudi bringen weard.

I hon meim Bua erscht vor kuarzm a Fabl vorglesn, die aus am Buach kimmt, des i seit meina Kindheit hon. Des Buach isch vom James Thurber und hoaßt: „Der Tiga, der die Leit versteat“ Oanfach und lehrreich, oba mit oana Moral, die in so ane Zeitn wia jetzt, es Eltern echt schwar mocht, des seine Kinda zu erklärn. Die ganze Evolution der menschlichen Intelligenz weard in Frog gstellt und warum’s decht besser gwesen war, wenn ma am Neandertalerniveau bliebn woarn.

I bin von Natur aus a positives Dirndl, drum hoff i, dass des olls zam gscheid ausgeaht. Hechstwoarscheinlich miaß ma no a bissl leidn, bis der Schuach wieda passt und mia die Kurvn kriagn und gscheit handln. Mia werdn uns auf die Hinterfiaß stelln müssn, wenn ma oamal checkt habn, wia schwar es isch, fiar unsre Freiheitn und Rechte zu kämpfn und vor allm zu gholtn. Genau so wie bei da Umwelt, des isch alls zamm nit selbschtverständlich.

An meine Freind – Peter, Lothar, Stefan, Ulrik, Vanessa, Albert, Cristiano, Francisco, Armando, Hanna, Jarl, Joanna, Marc, Michael, Rocio und Ricardo – alle, die bei dem EUROPEAN BOOK PROJECT zsamgholfn hobn. Des isch „unser“ Kindl, dank eich recht schen.

Fia mei derzeitiges schwedisches Dahoam in Europa hob i a no wos: Schianen Staatsfeiertag, heit feiern ma di!

Danke an mei europäische Familie, dank da Europa!

© Julita Ratzenberger de la Paz 2021-08-04