In der griechischen Mythologie steht der listenreiche und viel gewandte Odysseus, den von Friedrich Hölderlin bemitleideten, denkenden Menschen, für einen jener, die in der Welt umherirren, ohne nach Hause zu finden. (www.grim.com)
Egal wo auf unserer Welt, Irrfahrten finden überall statt, im Südchinesischen Meer oder im Mittelmeer. Odysseus, König von Ithaka, dessen Reich die Ionischen Inseln umfasst, ist zehn Jahre lang nach dem Trojanischen Krieg gezwungen gewesen auf die Rückkehr in sein Land auf einer Irrfahrt zu warten. Seine Heimat ist die Paarinsel Kefalonia und Ithaka. Odyssee, Erster Gesang: „Wie sollte ich da wohl des Odysseus, des göttlichen, vergessen, der über ist an Verstand den Sterblichen und hat über alle hinaus heilige Opfer den unsterblichen Göttern gegeben, die den breiten Himmel innehaben? Allein Poseidon, der Erdbeweger, zürnt ihm unbeugsam immer um des Zyklopen willen, den er am Auge blind gemacht hat, den gottgleichen Polyphems, dessen Gewalt die größte ist unter allen Zyklopen. Thoosa, die Nymphe hat ihn geboren, des Phorkys Tochter, der über die unfruchtbare Salzflut waltet, nachdem sie in den gewölbten Höhlen sich mit Poseidon vereinigt hatte. Von daher sucht Poseidon, der Erderschütterer, den Odysseus nun zwar nicht zu töten, doch treibt er ihn ab von dem väterlichen Lande.“ Odysseus soll in einer Höhle auf Sizilien auf Polyphems getroffen sein. Odyssee, Dritter Gesang: „Ich aber fuhr davon mit allen Schiffen insgesamt, die mir folgten, denn ich erkannte, dass ein Dämon Böses sann. Und davon fuhr auch der Tydeus-Sohn, der streitbare, und trieb die Gefährten. Und spät erst kam der blonde Menelaos uns beiden nach und stieß auf Lesbos zu uns, als wir die lange Überfahrt bedachten: ob wir oberhalb der felsigen Chios heimfahren sollten, bei der Insel Psyrie, sie zur Linken lassend, oder unten um Chios herum, entlang dem stürmischen Mimasgebirge. Und wir baten den Gott, dass er uns ein Zeichen erscheinen lasse, er wies uns und befahl, dass wir das offene Meer auf Euböa hin mitten durchqueren sollten, damit wir aufs schnellste dem Ungemach entgingen.“ Im Jahr 1920 kamen griechische Flüchtlinge von der kleinasiatischen Küste auch nach Lesbos (Kleinasiatische Katastrophe). Heute noch, im 21. Jahrhundert landen Flüchtlinge und Migranten, nach Irrfahrten oder direkt von der kleinasiatischen Küste auf Lesbos. Odyssee, Elfter Gesang: „Und die Sonne ging unter, überschattet wurden alle Straßen, und das Schiff kam zu den Grenzen des tief strömenden Okeanos, wo Gau und Stadt der Kimmerischen Männer ist. In Dunst und Wolken sind sie eingehüllt, und niemals blickt der leuchtende Helios auf sie herab mit seinen Strahlen, weder wenn er zum bestirnten Himmel aufsteigt, noch wenn er sich vom Himmel her wieder zurück zur Erde wendet, sondern böse Nacht ist über die armen Sterblichen gebreitet: Bist du von Troja jetzt mit deinem Schiff und den Gefährten hierher-gelangt, nachdem du lange Zeit umhergeirrt und kamst noch nicht nach Ithaka? – Ich sah Alkmene, die Gattin des Amphitryon, die den Herakles gebar, den kühn ausdauernden mit dem Mut eines Löwen, nachdem sie sich in den Armen des großen Zeus mit diesem vereinigt hatte! – Zeus entsprosst du, Laertes Sohn, reich an Erfindungen, Odysseus! Ah, Armer! Schleppst auch du ein böses Verhängnis mit dir, wie ich es unter den Strahlen der Sonne getragen habe …“
© Christian Mayerhofer 2023-12-28