von Josef Sonnweber
gkritManche Musikanten haben es faustdick hinter den Ohren. Leider muss ich gestehen, dass ich auch zu denen gehörte. Für einen Spass oder Hetz war ich immer zuhaben, gelegentlich auch zu meinem Nachteil! Aber „what shells,“ sagt schon der Engländer, im Nachhinein ist selten ein wirklicher Schaden ent-standen. Einmal haben wir durch mein Mittun einem Musigkollegen sogar den Festtagsbraten vermasselt, das kam so !
Nach einem Musigeinsatz traf man sich im Gasthaus. Wie immer gab es musika-lische Highlights zu besprechen und vor dem Auseinandergehen war noch die Rede, was es wohl heute zum Festtag bei jedem Zuhause zum Essen gebe. Als einer der Kollegen sagte, dass er sich heute auf einen Hühnerbraten mit „nuien Erdäpfel“ freut, war das für uns der Geistesblitz, wie man ihm das vermasseln könnte. Folglich verließen drei von uns etwas vorzeitig den Tisch, weil man ja versprochen hatte, etwas früher heimzukommen und wir deshalb schon einmal nicht besonders auffielen.
Ich wurde gleich einmal eingeteilt, die Mutter des Musigkollegen aus der Küche auf einen Hoangert zu locken, derweil die beiden anderen durch den Stall in die Küche schleichen sollten und den Hühnerbraten aus dem Reindl entnehmen sollten, um diesen der eigenen Vertilgung zukommen zu lassen. Während die gute Frau ihre Hände mit der Schürze abtrocknete und ein Lob auf die „nuien Erdäpfel“ aussprach, dem ich natürlich voll zustimmte, schlichen sich die beiden anderen in die Küche, wo aber die kleine Tochter des Hauses leider auch noch vorhanden war. Diese wurde in die Stube geschickt den Vater zu holen, obwohl dieser ja noch immer im Gasthaus war. Schnell den Deckel vom Reindl und die heiße Henne jonglierend schnell wieder durch den Stall ins Freie. Ich verab-schiedete mich gleich einmal von der guten Frau, wünschte einen guten Appetit und ging zum Kirchplatz, wo wir drei uns wie verabredet treffen wollten. Als jedoch niemand wartete oder kam, ging ich etwas enttäuscht nach Hause in dem Glauben, dass etwas dazwischengekommen wäre. Am Abend war Konzert beim Pavillon angesagt. Dort angekommen, sah ich auf dem leeren Stuhl des geschädigten Musikanten einen Pappteller voll Hühner-knochen liegen. Als dieser zum Konzert kam und die Knochen liegen sah, wusste er Bescheid, dass da wieder einmal Spitzbuben am Werk gewesen sein mussten. Die beiden Bratendiebe hatten die Henne allein vertilgt und mich nur als Lock-vogel benützt. Mir konnte man nichts nachweisen, weil ich ja nur im Hof war und mit der Köchin „nachweislich“ geplaudert hatte. Die geschädigte Familie musste sich zum Festtag mit „nuien Erdäpfel“in der Bratensoße zufrieden geben und niemand konnte sich erklären, wie und wohin die Henne entschwunden war. Eine andere noch tiefgekühlte Henne zu braten, hätte zulange gedauert, um als Braten einverleibt zu werden. Na ja, ein paar Biere waren im Nachhinein schon fällig, das war den „Bratenverhinderern“ die Sache schon wert und ich hatte wieder das nachsehen!
© Josef Sonnweber 2020-08-28