von Bianca_Dlk
Als Kind kannte ich jeden Spieler der Kölner Eishockey-Mannschaft, war bei jedem Spiel und ein begeisterter Fan. Doch im Laufe der Jahre schwanden sowohl die Zeit als auch das Geld, und ich besuchte meinen Lieblingsverein immer seltener. Am Nikolausabend, im zarten Alter von 30 Jahren, sollte es endlich wieder so weit sein. Fremd in meiner Wahlheimat, der Berliner Großstadt, wollte ich zusammen mit meinem Freund die Kölner gegen den ewigen deutschen Meister spielen sehen.
Am Spieltag fühlte sich mein Freund zunehmend elender. Widerwillig schleppte er sich zum Stadion, doch man konnte ihm die Erleichterung ansehen, als ich ihm vorschlug, alleine zu gehen. Allein in einer fremden Arena, allein an einem Freitagabend, allein am Nikolaus. Ich kämpfte mich durch die Menge und nahm meinen Platz nahe am Spielfeld ein – ohne sichtbare Zeichen meiner Zugehörigkeit zu den Gästen. Um mich herum waren ausschließlich Berliner Fans, die ihr Team mit Inbrunst anfeuerten.
Das Spiel begann, und ich fühlte mich, als sei ich die einzige Person auf der Welt, die den Kölnern die Daumen drückte. Während alle um mich herum aufstanden und ihre Mannschaft lautstark unterstützten, blieb ich sitzen. Die Partie war von Beginn an hitzig und bot den Zuschauern ein packendes Spektakel. Das Adrenalin stieg, und irgendwann konnte ich meine Herkunft nicht mehr verbergen. Immer wenn die Kölner Haie brillierten, entwich mir ein leiser Freudenausruf – inmitten der Stille, die die Berliner Fans bei jedem gegnerischen Erfolg lähmte.
Nach der regulären Spielzeit stand es unentschieden, und auch in der Verlängerung fiel kein entscheidendes Tor. Es ging ins Penaltyschießen, und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Leise, ja fast wie Schwüre, feuerte ich mein Team an und betete dafür, dass die Berliner nicht trafen. Dann kam der alles entscheidende Schuss: Die Kölner Haie gewannen! Unfassbar! Sie hatten den ewigen Meister besiegt. Während sich die Arena rasch leerte und niemand bleiben wollte, stand ich wie angewurzelt da, unfähig, mein Nikolauswunder zu fassen.
In meinem Kopf hallte eine Stimme: „Wir haben nur für dich gewonnen. Am Nikolaus, wo dir die Vorweihnachtszeit doch so wichtig ist und du deine Heimatstadt gerade jetzt so sehr vermisst. Das ist unser Geschenk für dich.“ Auf einmal fühlte ich mich überhaupt nicht mehr allein. Ich schlenderte durch die nächtliche Stadt und wusste: Diesen Abend würde ich für immer in Erinnerung behalten.
© Bianca_Dlk 2025-01-08