von MelBAnders
Stell dir das mal vor:
Story-like und sorgenfrei, sehenswürdig wie ein Film, das Leben als Blockbuster-Material. Ein Haupthandlungsstrang, einige Nebenhandlungen, wichtige und weniger wichtige Figuren, die man im Laufe der Dreharbeiten einfach überschreiben kann. Hier und da ein Spezialeffekt, Lichtspiele und immerzu passende musikalische Untermalung. Wenn mal was danebengeht Jemand der ruft „Cut!“ und nochmal von vorne, der Rest immer strengstens nach Drehplan getaktet.
Unvorhersehbar war gestern – wir lesen zwischen den Zeilen, sehen zwischen den Einstellungen, hören zwischen den Regieanweisungen. Beginnen bei Geburt, enden bei Ableben, der Lebenskreis in sich geschlossen, kein Raum für Missverständnisse. Nicht Ende offen – Ende. Aus!
Wäre das nicht …
… toll, super, besonders, sensationell?
… langweilig?
Machen wir uns nichts vor! Leben will nicht sehenswert, Leben will lebenswert sein. Leben will gelebt werden! Was wäre Leben ohne Probleme, was wäre Leben ohne Unberechenbarkeit? Ich brauche keinen Regisseur, ich brauche niemanden, der mich und mein Leben regiert – regiert wie in Regie. Ich brauche keine Drehbuchautoren und keinen Kostümbildner und keinen Lichteffektdesigner in der Postproduktion. Das kann ich alles schon allein, mache ich schon seit Jahren und wenn auch nicht richtig, dann doch wenigstens mit Hingabe und mit Kreativität und mit Bumms. Die Würze des Lebens: ordentlich Bumms und unchoreographierte Plot Twists. Ich als Autor, Regisseur und Akteur meines eigenen Lebens, dieses großen Schauspiels meines Daseins, anders würde ich es nicht wollen. Kein Drehplan, nichts von außen – Selbstbestimmung ist angesagt.
Ich will bunte Farben, große Gesten, große Worte, das alles und alles weitere, alles, was mir das Leben zu bieten hat. Ich nehme alles mit, so viel ich kann, so oft ich kann, und irgendwann werde ich sagen „The End“ und ich werde wissen:
Dieses Leben wurde gelebt!
© MelBAnders 2022-05-15