Ohne Freunde wurde ich ein guter Mensch

EmilyTaraTodd

von EmilyTaraTodd

Story

Ich wurde gemobbt. Das fing in der Vorschule an. In der Grundschule wurde es richtig schlimm. Es verging kein Tag, an dem ich nicht verprügelt oder gehänselt wurde. Auf der Gesamtschule nahm das Mobbing dann neue Formen an. Sie wurden weniger handgreiflich und dafür viel schmerzvoller.

Die Ausgrenzung, die bösen Sprüche und die fiesen Reime auf meinen Namen kannten keine Grenze.

Ich war allein. Aber ich nahm mich trotzdem den Mitschülern an, denen es noch schlimmer ging als mir. Damit hatte ich einen kleinen fragilen Kreis. Der immer dann zerbrach, als meine Schützlinge aus dem Mobbing Kreis entkamen und sich denen anschlossen die mich weiter ausgrenzten.

Ich hatte eine sogenannte beste Freundin. Aber auch diese Freundschaft war zerbrechlich. Wir waren nicht immer einer Meinung. Stritten sehr oft. Und dann mobbte sie mich mit, aber so richtig. Es tat doppelt weh.

Warum ich gemobbt wurde? Jede Schule braucht sein Opfer. Und ich war nicht so „reich“ ich konnte mir keine teuren Jeans und Rücksäcke leisten. Ich hatte Kleidung aus der Altkleidersammlung und sicherlich noch mehr, was mich angreifbar machte. Ist das eine Entschuldigung für die Täter? NEIN!

Manches änderte sich plötzlich. Zumindest in der Schule wurde es einfacher. In der achten Klasse wurde ich Klassensprecherin. Ich wurde Kreisschülerratsprecherin. Ich wurde Schulsprecherin. Ich tat was ich am besten konnte: Ich setzte mich für andere ein. Ich sorgte dafür das unsere Klasse geschlossen auf Klassenreise fahren konnte, weil ich die weniger beliebten Schüler in meine Gastfamilie aufnahm und mich kümmerte. Bis zur zehnte Klasse war ich nicht mehr unbeliebt. Aber ich hatte immer noch keine Freunde.

Die Schulzeit wurde okay. In meiner Freizeit war ich trotzdem oft allein und wurde weiter gemobbt. Es gab Sachen die mir Spaß machte und mir durch solche Menschen verdorben wurden, die keine Grenzen kannten.

Ich habe nicht viel Gutes über das Wort „Freundschaft“ zu berichten. Ich verbinde mit diesem Wort viel Schmerz und Einsamkeit. Heute bin ich 36 und natürlich ist ein bisschen was anders.

Eine Freundin hat grad letztens zu mir gesagt, dass sie es bemerkenswert findet, was für ein guter und wundervoller Mensch ich trotzdem geworden bin.

Ich denke, ich bin so wie ich bin gerade wegen dem was ich erlebt habe.

Die Taten machte mich nicht zu einem guten Menschen aber sie haben mich geprägt und mir gezeigt, wie ich niemals sein möchte.

© EmilyTaraTodd 2020-07-29

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