von HelgaLombardi
Immer mal wieder geht mir ein Gedanke durch den Kopf: Was passiert, wenn sich eine Vegetarierin in den Inhaber einer Metzgerei verliebt? Ohne es vorab zu wissen, weil sie ihm ggfs. in der Freizeit oder im Urlaub begegnet bzw. kennenlernt? Siegt am Ende die Liebe über die ureigensten Überzeugungen bzw. die bevorzugte Küche? Interessanter Stoff für ein Drehbuch. Vorzugsweise in Szene gesetzt als Komödie mit satirischem Einschlag. Denn Humor ist und bleibt das beste Rezept.
Ich esse, sagen wir, zu 90 % vegetarisch. Wenn meine Mutter einen Braten zubereitete, war ich schon als Kind immer ausschließlich an der Sauce interessiert. Es handelt sich um eine geschmackliche Präferenz, aus der ich nie und nimmer ein Vorbild für andere ableiten würde. Ich habe kein Problem mit Menschen, die gerne und gut essen. Egal, was es ist. Aber ich habe ein latentes Problem mit Zeitgenossen, deren Berufung es zu sein scheint, ungefragt ernährungswissenschaftliche Vorträge abzuhalten. Meistens leider ohne jedwede berufliche Qualifikation.
Ein anderes Beispiel sind E-Autos. Wer in der Autobranche arbeitet, muss sich mit diesem Thema beschäftigen. Weil er damit seinen Lebensunterhalt verdient. Nicht wenige Männer sind bekennende Sportwagen-Liebhaber. Wenn man in einem Tesla sitzt, der binnen 3-4 Sek. von 0 auf 100 beschleunigen kann, fühlt man sich wie in einer Rakete. Wie mir aus vertrauenswürdiger Quelle versichert wurde.
Ich selbst bin ebenfalls ein Fan schicker Autos. Da ich lange und gerne in Bayern gelebt habe, ahnt der Leser meine diesbezügliche Vorliebe. Aber: ein Auto braucht für mich SOUND, und das in Großbuchstaben. Zum Glück befinden sich mein Mann und ich auch hier auf der gleichen Wellenlänge. Brumm-Brumm.
Als Fußgänger rolle ich fast automatisch mit den Augen, wenn einer dieser „Flüster“-Motoren an mir vorbeisegelt. Aber weiterhin gilt: es ist und bleibt eine Sache des Geschmacks, des Gefühls. Keine Religion. Kann es mir andererseits jedoch schlichtweg nicht vorstellen, den Fahrer einer solchen „Flüstertüte“ (und wäre es George Clooney höchstpersönlich) auch nur im Ansatz „sexy“ zu finden. Es ist im Grunde, und wie so oft im Leben, eine Frage der Energie, und ich stehe nun mal auf ausdrucks-starke Energien! Wiederum = eine rein persönliche bzw. dynamische Vorliebe. Die niemand teilen muss. Ich missioniere niemanden, möchte aber auch meinerseits nicht missioniert werden!
Summa summarum: Ich plädiere für ein „sowohl als auch“, statt für ein „entweder – oder“. Der Toleranz und dem Frieden zuliebe. Und dem Respekt vor der bewussten Entscheidung eines erwachsenen Menschen. Wenn Alternativen existieren und sie aus Sicht des gesunden Menschenverstands als akzeptabel gelten, steht niemand unter Druck, sich für seine Wahl rechtfertigen zu müssen. Zumal dieser subjektiv empfundene Druck sich leicht zu einem anhaltend unguten Gefühl (fehl)entwickeln kann. Langfristig keine gute Sache, weder für unseren Körper noch für unsere Psyche. Deren Wohlergehen langfristig den klaren Vorrang haben sollte = vor allem anderen, was es auch sein mag. Meint die Autorin. In aller ausgewogenen Bescheidenheit … 😉
© HelgaLombardi 2024-11-25