Ohnmacht

Sabine Wirachowski

von Sabine Wirachowski

Story

Ich saß in der Bahn und starrte müde aus dem Fenster. Ich hatte wieder einmal schlecht geschlafen und mein Kopf tat schon den ganzen morgen so unglaublich weh. Trotzdem war ich auf dem Weg zur Universität. Einer meiner Dozenten wollte mit mir über meine Hausarbeit sprechen. Daher wollte ich das Ganze einfach nur schnell hinter mir lassen, um dann anschließend weiter an der nächsten Studienleistung zu sitzen.

Mein Zeitplan war so eng gestrickt, dass ich teilweise sogar vergessen hatte, zu essen. Ich war völlig verkopft, als ich in der Universität ankam und vor dem Fahrstuhl stand. Fünf Stockwerke musste ich hoch. Die Zeit auf dem Weg zum Büro meines Dozenten fühlte sich sehr lang an. Andere Personen und äußere Geschehnisse blendete ich komplett aus.

Ich war die ganze Zeit über in meinem Kopf, während ich den Gang entlang taumelte. Mir war irgendwie schwindelig und übel geworden. Dennoch ging ich zu meinem Dozenten und redete mit ihm über meine Hausarbeit. Er lobte sie und war völlig begeistert von ihrem Inhalt gewesen.

Leider erinnerte ich mich kaum daran, was er eigentlich genau gesagt hatte. Irgendwann sah ich einfach nur, wie sein Mund sich zum Sprechen bewegte – Töne hörte ich nicht mehr. Nach außen hin ließ ich mir jedoch nichts anmerken. Als ich merkte, dass sich das Gespräch dem Ende näherte, fasste ich mich noch einmal kurz und verabschiedete mich.

Sobald sich die Tür des Dozenten hinter mir geschlossen hatte, rannte ich zur Toilette. Mir war so übel gewesen, dass ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen. Doch das passierte nicht.

Ein paar Minuten später taumelte ich wieder in den Fahrstuhl und machte mich auf den Weg nach Hause – schließlich musste ich ja auch noch lernen. Immerhin hatte ich durch diesen kleinen Ausflug schon jede Menge Zeit verloren.

In der Bahn angekommen, bemerkte ich, dass kein Sitzplatz frei gewesen war. Deshalb griff ich nach einer Stange zum Festhalten, die ich dann verfehlte. Plötzlich verschwamm meine Sicht.

Alles, was ich noch wahrgenommen hatte, war das Ertönen der Sirenen des Krankenwagens.

© Sabine Wirachowski 2022-07-31

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