von Hillevi Hofmann
Wir Menschen sind so grundverschieden und so sind auch die Arten von Phobien, unter denen wir leiden. Olfaktophobie ist die Angst vor üblem Geruch und Gestank. Bromhidrosiphobie ist zum Beispiel die Angst vor dem (eigenen) Körpergeruch. Kennen wir alle, wenn wir zum Beispiel riechen wie ein fauliger Kürbis-Acker im Herbst und just dann Mc Dreamy in die Arme laufen.
Oder beim One-Night-Stand draufkommen, doch lieber erstmal die primären Geschlechtsmerkmale zu säubern bevor man ans Eingemachte geht. Klingt eklig, oder? Ist es ja auch. Denn wenn man jemanden nicht riechen kann, kann man ihn auch schwer lieben.
Ich bin zum Beispiel allergisch gegen Buttergeruch, Verwesung und nasser Hund. Keine Ahnung was Schlimmer ist. Allein der Gedanke daran färbt mein Gesicht grün. Und Mundgeruch ist auch nicht so meins. Stellen Sie sich einmal Captain America mit Mundgeruch vor. Der verjagt dann alle Schurken mit seinem bösen Atem. (Wie Peter Alexander einst seine Kusspartnerinnen, hehehe).
Ganz schlimm ist auch der Geruch, wenn meine Katze ihr großes Geschäft am “Katzeklo” verrichtet. Das riecht dann beinahe so, wie auf einer Body Farm in Mississippi, wo hunderte Kadaver gleichzeitig unter freiem Himmel verwesen. Der Kater hingegen ist beinahe geruchsneutral. Wenn also beide Fellnasen dasselbe Futter fressen, warum stinkt es bei einer Katze elendiglich und bei der anderen nicht? Fragen über Fragen, die mich tagtäglich beschäftigen.
Ja, und erst der latent saure Geruch unter dem eigenen MNS. Dank Corona darf man jetzt nämlich den eigenen Atem riechen, anstatt den der anderen. Zumindest beim Einkaufen und in den Öffis. Kann Vorteile haben. Wenn man sich selber riechen kann!
Da fällt mir auch noch die Sache mit den Salanettis ein. Die schmecken nämlich trotz ihres “verschweisselter, alter Skisocken-Geruch” köstlich. Autorin Susanne Kristek hat mich darauf gebracht und ich muss feststellen, alter Skisocken-Geruch dürfte wohl nicht zu meinen Geruchsphobien gehören. Einzig und allein das herausquellende Fett beim hineinbeissen stört ein wenig. Aber es ist ja Gott sei Dank kein Butterfett.
Doch Spaß beiseite. Ich glaube, es ist generell schwierig, als Wiener Mädel mit Olfaktophobie, wildfremde Menschen in der U6 oder den Abgang in die U1 riechen zu müssen. Oder nach manchen aufs WC zu gehen. Darum verstehe ich die Japaner. Die können nicht mal ihr eigenes Kacka riechen. Und werfen sich Tabletten ein, um den Geruch am Klo zu minimieren.
Meine Uroma hat das einst noch mit Zündern versucht. Vielleicht war sie schuld an meiner Unfähigkeit für üble Gerüche. Sie wäre ja nicht die erste Großmutter in meinem Leben, die (m)eine Phobie(n) gefördert hat.
P.S.: Erinnere mich gerade an einen ihrer Antiwitze: “Was freut sich und stinkt? Das Gefurztagskind!”
Danke Oma!
© Hillevi Hofmann 2020-12-19