Omamas Einkauf

Es klingelt. Bei dir! Christa sah auf. Ihre Urgroßmutter. Schon wieder riss die alte Dame sie aus ihrer… was denn nun? Konzentration? Anspannung? Wie sollte sie jemals diese Abschlussarbeit zu einem Ende bringen? Immer wollte irgendwer irgendetwas. Ihr Chef, der zu jeder unheiligen Uhrzeit anrief. Ob sie nicht einspringen könne, eine Extraschicht machen. 6 Stunden mehr hinter der Theke brachten Extrageld. Das konnte sie mehr als gebrauchen. Nur verschob jede Schicht den Abgabetermin um gefühlte 5 Wochen.

Dass Mutter und Großmutter beschlossen hatten, 2 Wochen an die Ostsee zu fahren, erleichterte die Sache nicht. Sie gönnte den beiden die Reise von Herzen. Nur fiel damit der Babysitter für Lena aus. Dreimal in der Woche war es ihre Mutter, die die Kleine vom Kindergarten abholte und am Nachmittag mit Oma-Programm verwöhnte. Außerdem war die Omama in der Stadt. Allein. Ohne Tochter und Enkelin. Sie wollten sie mitnehmen an die Küste. Hatten sie geradezu gedrängt. Da sprach die Oma ein Machtwort, mit 92 Jahren kehrt man jeden Tag vor der Haustüre. Damit es sauber ist, wenn einen der liebe Gott holen kommt. Christa huschte ein Lächeln über ihr blasses Gesicht. Ein Original war sie, die Omama. Nur eines, das viel Zeit hatte dieser Tage.

Hallo Oma, alles gut bei dir? Hörte Christa sich sagen. Es war alles gut. Nur hätte sie so große Lust auf ein paar gute Kleinigkeiten. Sie würde Christa begleiten zum Einkauf, aber die Frau Zeiler von unten wollte noch vorbeikommen auf eine Tasse Kaffee. Christas Ton wurde matter. Sicher käme sie vorbei, bestimmt. Bevor sie Lena abholen ginge, würde sich der Einkauf ausgehen.

Die Liste war überraschend lang. Es standen frische Himbeeren drauf, Sahne, Honigmelone, Putenbrust in Bioqualität, Eier aus Bodenhaltung, ein Fläschchen Prosecco. Prosesso? Echt jetzt? Was hatte sie vor? Eine Hausparty over80 ? Und hatte sie überhaupt eine Ahnung, was das alles kosten würde? Christa selbst erschrak jedes Mal, wenn sie den Supermarkt betrat. Letztens hatte sie verstohlen auf das Datum der Tageszeitung geschaut. Hatte sie 2 Jahre verschlafen? Die Preise konnten doch nicht in 3 Tagen derart durch die Decke gehen. Himbeeren und Prosecco verkniff sie sich derzeit. Eine gesunde Jause für Lena war wichtiger. Pasta ging immer. Karotten waren preis-stabil. Zum Glück liebte Lena Erbsen. Dazu Reis und abends Brot. Käse war schon immer teuer, musste aber sein.

Nervös blickte Christa in Omas Geldbörse. Es war reichlich Bargeld vorhanden. Irgendetwas musste sie selbst falsch machen.

Kurz darauf stand sie mit zwei prallen Taschen im 3. Stock. Oma machte beim ersten Klingeln auf. Ich weiß, du hast es eilig mein Schatz. Ich hätte dir sagen sollen, dass du die Taschen nicht rauftragen musst. Das ist für dich. Ich hab all solche Sachen aufgeschrieben, die du dir selbst grad nicht kaufen würdest. Mach dir einen feinen Tag und gib Lena einen Kuss von mir.

Christa drückte die Oma ganz vorsichtig. Auf Juwelen muss man gut aufpassen.