Online-Dating

Walter Weinberg

von Walter Weinberg

Story

Ich habe den Zweck des Internet-Dating anscheinend falsch verstanden. In meiner Naivität dachte ich tatsächlich, es gibt Internetportale, wo man einen Partner finden kann, wie zum Beispiel Tinder.

OK, es gibt auch kostenpflichtige Plattformen, die einem in ihrer Werbung den zukünftigen Partner so gut wie sicher zusagen, wie z. B. Elite-Partner, was echt vielversprechend klang. Wer will nicht jemanden an seiner Seite, der zur Elite gehört. Auch Prominente versuchten sich auf Elite-Partner. Das Jahrhundert-Playmate des Playboy-Magazins bezahlte brav die Gebühr bei Elite, und sah sich die Männer dort durch. Allerdings fand sie ausschließlich verschwommene Männerfotos, von denen man wohl kaum jemanden auswählen kann, da man ja nicht sieht, ob dieser Mann dem gewünschten Typ entspricht. Es wurde ihr aufgrund ihrer Beschwerde mitgeteilt, dass der ausgewählte Verschwommene erst zustimmen muss, damit sein Gesicht erkennbar wird. Kündigen konnte sie ihr Abo allerdings nicht. Sie erhielt nie eine Bestätigung für ihre Kündigung, und das Geld wurde weiterhin abgebucht.

Bei den Gratis-Plattformen sieht man die Typen sofort klar und deutlich mit mehreren Fotos, wie z. B. auf Tinder. Gott sei Dank bin ich ein Sparmeister, und scheue jegliche Kosten. Es gab mal drei Gratis-Tage bei Paarship. Das hab ich natürlich prompt ausgenutzt. Auch da waren die Kandidaten für eine Beziehung nur verschwommen zu sehen. Nach einigen Likes beiderseits, und nach dem ersten Chat, durfte man der Enttäuschung am Bildschirm ins Auge sehen. Ich musste leider feststellen, dass auf den Bezahl-Portalen die selben Leute zu finden sind, die auch auf den Gratis-Seiten zu finden sind.

Sehr interessant fand ich die Erfahrungen der US-Schauspielerin Sharon Stone, die auf Bumble versuchte, einen Mann fürs Leben zu finden. Sie gab tatsächlich ihren echten Namen an, und verwendete private Fotos, wo sie trotzdem als die Hollywood-Sexbombe erkennbar war. Darauf hin wurde sie sofort gesperrt, da sie angeblich gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen hatte, die da wären: verwenden Sie nur Fotos, die Sie selber zeigen, und keine anderen Personen. Ihre Sperrung erfolgte so schnell, dass sie noch keinen einzigen Mann auf Bumble begutachten konnte. Natürlich würde auch ich Zweifel haben, wenn ich mit jemanden auf einer Dating-Plattform matche, der den Namen Sharon Stone trägt, und noch dazu ihre Bilder verwendet. Nach einigen Mails mit dem Support-Team, wo Miss Stone ihre Echtheit mit Ausweis-Kopie beweisen musste, durfte sie sich doch auf dieser Plattform versuchen. Aber die Männer dort glaubten nicht an ihre Echtheit, und darum verließ sie die Plattform mehr als frustriert wieder.

Zurück zu mir: Es stellte sich heraus, dass in Wien Tinder zu 90% dafür genutzt wird, Dates eher im Bett zu starten, als vorher bei einem Drink heraus zu finden, ob man das überhaupt möchte. Also musste ich eine neue Dating-App finden, und versuchte auch mal Bumble.

© Walter Weinberg 2020-08-04

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