von Erich Stöger
Es ist heiß. Nein, es ist extrem heiß! Lux bringt es mit seiner Feststellung und gleichzeitiger Frage auf den Punkt. Opa, ich bin schon gegrillt, bist du auch schon gegrillt? Während ich mich frage, woher er diese Formulierung hat, mache ich ihm den Vorschlag, dass es wohl besser wäre, den Park für einige Zeit zu verlassen und irgendwo ein Eis zu genießen. Die Antwort kommt prompt: Ja! Also auf zum Italiener. Um alles richtigzustellen, er zeigt mir den Weg und so still und heimlich denke ich mir, wieso ich diese Gegend nicht besser kenne. Aber, so denke ich wieder, bei dieser unerträglichen Hitze, viel Nachdenken macht Kopfweh, und folge ihm. Vor lauter tratschen, wir haben uns ja seit einigen Wochen nicht gesehen, gibt er mir zweimal zu verstehen, dass er einen falschen Weg eingeschlagen hat. Aha, denke ich schon wieder, auch er verfehlt manchmal das Ziel, das ist aber kein Trost für meine Ortsunkenntnis. Angekommen in der Eisdiele am anderen Ende dem Park gegenüber, mit einer riesigen Eisauswahl, bestellt er ein tiefblaues, schrecklich aussehendes „Kaugummieis“ und ich verstehe die Welt nicht mehr. Nach der dritten Aufforderung endlich sein Eis zu kosten ist es so weit. Und wie schmeckts, fragt er und ich sage nur, grauslich. Koste meins, Joghurt mit Beerenfrüchten. Ein Fehler, der mir auch schon früher passiert ist. Er „schützt“ sein Kaugummieis so weit es geht und kostet immer mehr von mein Joghurtbeereneis. Er ist schlau, wirklich schlau! Da wir mit der Verkäuferin vereinbart haben nur eine kleine Portion zu wollen, aber dafür danach eine zweite, darf ich den eisleeren Tütenspitz seines Kaugummieises essen und er bestellt sich die versprochene zweite Portion. Mango und diesmal im Becher. Besser als Kaugummi, aber viel zu süß. Wir gehen zurück in den großen Park und versuchen uns so weit wie möglich, im Schatten der großen Bäume zu bewegen. Es ist wirklich extrem heiß. Die mitgebrachte Jause, Salamitoast ungetoastet und von der Rinde befreit (wegen seiner Zähne), rote Paprikastreifen und Apfel wird vorerst verweigert. Einigen Paprikastreifen kann er dann doch nicht widerstehen und ich gebe mich zufrieden. Aber trotz allem, die Zeit verrinnt auch unter der großen Hitze. Als wir uns schön langsam auf den Weg zum Bahnhof, dem vereinbarten Treffpunkt mit seiner Mutter machen, gibt es noch einen kleinen Zwischenstopp im Supermarkt und ein weiteres Eis wird gekauft. Dem geht aber das Versprechen voraus, dass er auch die Jause noch essen wird. Gesagt, getan. Er hält sich daran. Wir sitzen neben einer stark befahrenen Straße auf einer kleinen Kaffeehausterrasse und er genießt sein Eis und ich gönne mir ein kleines kaltes Bier. Er erzählt mir, dass alle Kinder ihre Bastelsachen heute mit nach Hause bekommen haben, da am Montag ein neues Kindergartenjahr beginnt. Er lässt mich einige seiner Sachen bewundern und isst so nebenbei den Salamitoast und die restlichen Paprikastreifen. Der Apfel wird wieder eingepackt. Er schnallt sich seinen Rucksack um und trägt auch den Plastiksack mit seinen Bastelwerken. Wir kommen pünktlich an und seine Mutter erscheint nach wenigen Minuten. Der Abschied verläuft sehr innig aber dauert nur kurz, da mein Zug bereits einfährt. So ganz alleine bei meiner Heimfahrt denke ich an die schönen wenigen Stunden zurück, die ich heute mit ihm verbracht habe. Gegrillt oder nicht gegrillt, es waren trotzdem wunderschöne Stunden. Und ich freue mich schon auf die nächsten.
© Erich Stöger 2024-08-31