Opa lernt kochen

Opa

von Opa

Story

„Wenn der liebe Gott wollte, dass ich koche, warum hat er dann die Restaurants erschaffen?“ Das war stets meine Ausrede, wenn meine liebe Gattin meinte, ob ich mir nicht selbst was „Warmes“ zum Mittagessen vorbereiten kann. „Kann ich doch! Toast und Frankfurter Würstchen sind überhaupt kein Problem und eine Oetker-Pizza ins Backrohr schieben, das krieg ich auch noch hin“. Und damit der Speiseplan nicht zu einseitig wurde, fuhr ich mit den Enkeln von Zeit zu Zeit zu McDonalds.

Die Geschichte wäre jetzt allerdings schon zu Ende erzählt, hätte ich nicht vor gut drei Jahren einen Wahnsinnsappetit auf eine Quiche. So mit Speck, Porree und Zwiebel drin. Das Problem war lediglich, dass ich kein Restaurant mit einer Quiche auf der Speisekarte in meiner Nähe fand. Was ich aber fand, war ein Rezept.

Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn ein Anfänger eine Quiche Lorraine direkt vom Rezept runterbäckt? Es begann gleich mal mit: „Mehl auf die Arbeitsfläche häufen, eine Mulde in die Mitte drücken und ein Ei hineingeben.“ „So, und was mach ich nun mit dem Haufen?“, dachte ich mir. Also suchte ich auf YouTube einen Meisterkoch, der mir zeigte, wie man einen Teig knetet. Weiter ging es dann mit „gewürfelten Speck in ein wenig Butter anbraten“. Sie hätten sehen sollen, wie mich der Metzger angrinste. „Eine Schnitte Speck können Sie haben, die Würfel müssen Sie schon selbst schneiden.“

Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Meine Gattin und ich hatten die beste Quiche aller Zeiten auf unseren Tellern liegen. Was mich zum Weitermachen motivierte, auch wenn nicht immer alles so glatt lief.

In die Blumenkohlsuppe beispielsweise schüttete ich 20 Dekagramm Mehl. Anstelle von 20 Gramm. Das war keine Suppe mehr, sondern ein Batzen, eher zum Betonieren geeignet. Oder meine ersten Tirolerknödel. Ich hatte mich fix an die Vorgaben gehalten: Knödelbrot, Milch und etwas Mehl. Scheinbar war „etwas Mehl“ zu wenig Mehl, denn der Teig klebte einfach nur zwischen meinen Fingern. „Wenn die Knödel aufsteigen, sind sie fertig“, stand im Rezept. Und siehe da, auch in meinem Topf stieg was auf. Zuerst die Speckwürfel und danach einzelne Brocken des Knödelbrots.

Heute lade ich Freunde und Bekannte zum Essen zu uns nach Hause ein. Letztens gab es als Vorspeise Ruccola auf steirische Art, danach Goldbrassenfilet mit Mandelreis und zum Abschluss ein Joghurt-Grieß Dessert mit selbstgemachtem Marillen-Röster. Wer weiß, vielleicht mache ich in meinen alten Tagen sogar noch mein eigenes Restaurant auf.

© Opa 2020-09-24