Ort meiner Sehnsucht

Inge Kneuer

von Inge Kneuer

Story

Die warme feuchte Luft lag wie Seide auf meiner Haut. Manchmal dachte ich, eine Luft zum Hineinlegen und schmunzelte dabei. An meinem besonderen Ort in Thailand leben ungefähr 130 Kinder und Jugendliche aus sehr armen Verhältnissen, die auch dort unterrichtet werden. Würde man mich fragen, was mir zuerst einfällt, wenn ich an diesen Ort denke, hätte ich “ Grün” geantwortet. Die Unterkünfte der Kinder, sowie die Lodges der Gäste, liegen mitten im Dschungel, umgeben von einer sanften Hügellandschaft und einer üppigen Vegetation. Zahlreiche exotische Obstbäume, wie Mangostin, Rambutan, Bananen und Drachenfrucht, umsäumen die Anlage. Gerne klettern die Kinder auf den Bäumen herum, um sich die Früchte zu holen, dabei vergaßen sie nie mir etwas abzugeben. Unterhalb der Schul- und Wohngebäude liegt ein Swimming-Pool, indem die Kinder die Möglichkeit haben, schwimmen zu lernen. Auch den Gästen steht der Pool zur Verfügung. Täglich zog ich meine Bahnen im warmen Wasser und vergaß mich im Anblick des Himmels und der Palmen. Oft saß ich auf meinem kleinen Balkon und lauschte den Geräuschen der Natur. In der Ferne hörte ich Affen, die ich aber nie zu Gesicht bekam. In den Bäumen zwitscherten die Vögel um die Wette und wenn die Sonne durch die Wolken brach, ertönte ein ohrenbetäubender hoher Ton, der von Grillen erzeugt wurde. Die Luft roch nach Regen und feuchter Erde. Gerne erinnere ich mich an meinen letzten Aufenthalt, anfänglich dachte ich, es würde jemand auf einem Kontrabass üben. Am Abend ging ich dem Geräusch nach und der vermeintliche Musiker stellte sich als Ochsenfrosch heraus. Wenn es abends regnete und ich bereits in meinem Bett lag, stellte ich mir vor, dass das Leben in der Erde nur so brodelte. Die kleine Farm unterhalb der Schulgebäude wurde jedes Jahr ein bisschen erweitert und um ein paar Tiere reicher. Außer Enten und Hühnern waren im letzten Jahr auch Ziegen dazu gekommen und ein weiterer Fischteich war angelegt worden. Einmal durfte ich sogar dabei sein, als Jungfische in den Teich gesetzt wurden. Bei der Ausgabe der Fische fand zuvor eine Zeremonie statt. Für mich war das alles neu und spannend zugleich, ich freute mich, wenn ich an den Ritualen teilhaben durfte. Auch die morgendliche Begrüßung der Kinder, das Singen der Nationalhymne und Hissen der Flagge mit anschließender Meditation bewegte mich jedes Mal sehr. Gerne denke ich auch an die lieben Köchinnen zurück, die mich jeden Tag fragten, was ich essen möchte. Es wurde immer alles frisch zubereitet, besonders gerne mochte ich “Pad Thai mit Garnelen”, “Gemüse süß sauer” oder eine “Currysuppe mit Kokosmilch”. Zum Essen saß ich auf einer Terrasse im ersten Stock, mit herrlichem Ausblick ins Grüne. Da die Kinder in der Schule auch die Möglichkeit einer Ausbildung im Hotelfach erhalten können, wurde mir das Essen von ihnen serviert. Ein ganz besonderer Tag, war der Sonntag, wenn im 5 Kilometer entfernten Dorf Kapong der Sonntagsmarkt stattfand.

© Inge Kneuer 2021-03-05