von Brigitte Böck
In den Jahren nach 1949 liefen unsere Ostertage immer mit einem festen Schema ab. Vor dem Karfreitag fürchteten wir uns schon vorher. Es gab an diesem Tag nur trockenes Brot und Tee und mittags Pellkartoffeln mit Salz. Am Nachmittag der obligatorische Gottesdienst mit öffentlicher Beichte. Der Samstag verlief normal, nur die Vorbereitungen für die Ostertage mit einkaufen, kochen, Kuchen backen war der reinste Stress, denn wir bekamen an diesen Tagen immer Besuch. Wir wohnten mit neun Personen in 1.5 Zimmern und einemTante Emma Laden, in dem es so ziemlich alles gab. Sonntag früh wurden ein Teil der Möbel auf den Hof gestellt, damit im Zimmer platz war für uns und die Gäste. Wir hatten ganz in der Nähe ein altes Ehepaar, die im Hinterhof Hühner hielten, sie bezahlten ihren Einkauf bei uns mit frischen Hühnereiern, ca. 80 Stück.
Unsere Eltern färbten sie in der Nacht und versteckten sie an allen möglichen und unmöglichen Orten, auch im Laden zwischen der Ware. Nach dem Gottesdienst gab es ein gutes Essen mit den Gästen, dafür aßen wir in der Woche danach nur Schmalzbrote. Unsere Mutter war sehr gastfreundlich, sie sah immer so erschöpft aus, aber für die Gäste tat sie alles mit einem Lächeln. Zwischen Mittagessen und Kaffeetrinken, bei dem es obligatorische Buttercremetorte und Schokoladenkuchen gab, fand das Ostereiersuchen mit dem Besuch statt. Es zog sich lange hin und von de 80 versteckten Eiern fanden sich höchsten 55-65 Eier. Der Rest tauchte im Laufe des Jahres beim Putzen auf, hinter Bilderrahmen, unter Matratzen oder an sonst kaum zugänglichen Stellen. Wer in den nächsten Monate ein Ei fand, musste es am selbenAbend essen, auch wenn es stank und innen alle Farben hatte. Der Geiz meines Vaters ließ ein Entsorgen nicht zu. Manchmal warf meine Mutter heimlich ein Ei weg. Das ist noch heute der Grund, warum mich bei hartgekochten Eiern ein Ekel überkommt.
Der Nachmittag verging mit Kartenspielen, Witze wurden erzählt oder Episoden von uns Kindern, oft sehr peinlich und Alkohol gab es dabei reichlich. Abends dann wartete auf mich der Riesenabwasch, darüber war ich ganz froh. Mutter konnte sich endlich ausruhen und ihre geschwollenen Beine hochlegen und ich hatte in der Küche endlich meine Ruhe,
Auf den nächsten Feiertag freuten wir uns schon immer und hofften auf trockenes Wetter und Sonnenschein. Wir fuhren raus in die Natur mit Picknick, Thermoskannen mit Kaffee, ausnahmsweise Brause für uns Kinder und manchmal ein paar kleine Leckereien. Auch der Rest Kuchen vom Vortag wurde mit genommen und alles auf einem Handwagen transportiert. Ostermontag war immer sehr schön, wie spielten Fußball oder Federball, pflückten Blumen und banden mit Mutters Hilfe schöne Kränze, Vater war gutgelaunt und zeigte uns Marienkäfer, Schmetterlinge, Regenwürmer und manche Pflanzen. Wir durften uns schmutzig machen, laut sein, toben oder faul auf den Decken sitzen. Abends fielen wir müde, entspannt und glücklich in tiefen Schlaf.
© Brigitte Böck 2021-04-03