Out of Africa 01

MarinaBarthez

von MarinaBarthez

Story
Afrika 2023 – 2024

Ich presste meine Stirn an die vibrierende Flugzeugscheibe. Die Augen auf die unglaubliche Landschaft gerichtet. Unter mir erstreckte sich die Weite Afrikas. In der Hand ein Glas Wein, auf den Lippen ein Lächeln. Worauf hatte ich mich nur eingelassen?

Wer kommt auch auf die bekloppte Idee mit fünfzehn Fremden aus aller Welt drei Monate in einem Truck quer durch Afrika von Nairobi nach Kapstadt zu reisen? 

Ich bereitete diese Reise sehr lange vor. Eine Zeit lang war ich Stammpatientin bei meiner Ärztin. Jeden Donnerstag hatte ich einen Termin für eine andere Impfung. Nach sechs Wochen konnte ich meinen rechten Arm kaum noch heben. Ich arbeitete systematisch meine To-Do Liste ab, beantragte einen neuen Reisepass, einen internationalen Führerschein sowie Visa und telefonierte stundenlang mit dem recht freundlichen Herrn (mit sehr angenehmer, fast schon erotischer Stimme) meiner Reisekrankenversicherung. Ich war so gut vorbereitet, dass ich mir sogar Chlortabletten fürs Wasser kaufte, inklusive Wasserfilter. Afrika war schließlich ein Drittweltkontinent, wer weiß aus welchem Bach ich mein Wasser trinken musste. Achtung Sarkasmus.

Ach, ich hatte doch keine Ahnung. Nur ein sehr eingefahrenes Bild von einem riesigen Kontinent, bestehend aus 54 Ländern, in denen es laut Medien nur Armut, hungernde Kinder und Giraffen gab. Dass in den meisten der 54 Länder Frieden herrschte, ein Großteil der Menschen digitaler und moderner als manch Urbayer war, es nicht nur Dörfer gab, sondern auch große moderne Metropolen und Bildung kein Fremdwort war, ignorierte einer gerne. 

Ich saß also in diesem Flugzeug, Stirn an die Scheibe gepresst und realisierte, dass ich wirklich nach Afrika flog und keine Ahnung hatte, was mir noch bevorstand.

Bei Ankunft in Nairobi huschte ich als allererstes auf die Toilette. Reisepass, Geld und Kreditkarten steckte ich mir in den BH (billige Alternative zur BrustOP). Denn Nairobi wurde auch Nairobbery genannt und da ich so oder so tendenziell immer dachte, gleich ausgeraubt zu werden, egal ob hier, in Brasilien oder in München wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen. Dass ich neben meinem IPhone noch zwei Ersatzhandys dabei hatte, würde so oder so noch zum running gag der Gruppe werden.
Abgeholt wurde ich von einer Dame, die ein Papierschild mit meinem Reiseveranstalter hochhielt. Misstrauisch wie ich war, stellte ich ihr zuvor einige Fragen, um sicherzustellen, dass sie die richtige Person war, die mich abholen sollte und nicht irgendwer anderes auf die Idee gekommen war, naive Touristen zu entführen und sie auszurauben. Einer merkt, mein Bild von Kenia war nur ganz leicht verzerrt. Heute schüttel ich den Kopf und frage mich, warum ich so viel Zeit im Internet verbracht und den ganzen Medienclowns geglaubt habe.
Hätte mir einer mal gesagt, dass ich – Millennial mit Sinnkrise, Hypochonder und chronischer Overthinker – mal 13 000 Kilometer mit einem großen gelben Truck durch Afrika reisen würde…Teil 01



© MarinaBarthez 2024-04-03

Genres
Romane & Erzählungen, Reise
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Komisch, Inspirierend
Hashtags