Pandora – Allroundtalent & Wandlungsbringende

Anne Georg

von Anne Georg

Story

Pandora war in der griechischen Mythologie die erste Frau, die einen großen Einfluss auf die Menschheit hatte. Einige Quellen berichten, dass sie von Hephaistos aus Lehm geschaffen wurde. Sie wird als begehrenswert und schön beschrieben. Heute ist vor allem ihre Büchse bekannt. Pandora wurde von den Göttern mit vielen Fähigkeiten und Gaben ausgestattet, wodurch sie zu einer Meisterin der Verführung und zum Tausendsassa wurde. Sie erhielt Schönheit, Geschicklichkeit, Neugier, Übermut und musikalisches Talent. Von Aphrodite erhielt sie holdseligen Liebreiz und Athene schenkte ihr Blumen, Hermes gab ihr eine bezaubernde Sprache und nannte sie schließlich Pandora, die Allbeschenkte. In ihrer berühmten Büchse, die sie von Zeus erhielt, befanden sich alle schlechten Eigenschaften, alle Übel und Krankheiten, die die Menschheit bisher noch nicht kannte. Auch die Hoffnung befand sich in der Dose – allerdings ganz unten.

Der Pandora-Mythos des antiken Dichter Hesiod (geboren 700 v. Chr.) besagte Folgendes: Zeus trug Hephaistos, dem Gott der Schmiedekunst, auf, eine Frau aus Lehm zu schaffen. Sie sollte den Diebstahl des Feuers durch Prometheus rächen (er hatte den Menschen unerlaubterweise das Feuer gebracht). Pandora erhielt hierfür eine Büchse (in manchen Erzählungen war es eine Art Vorratskrug) mit besagten Übeln und der Hoffnung. Ihr wird aufgetragen, diese Büchse den Menschen zu übergeben, mit dem Hinweis, sie dürfe auf keinen Fall geöffnet werden. Pandora wird dann zu Epimetheus, dem Bruder von Prometheus gebracht. Da Prometheus der vorher Bedenkende ist, warnt er seinen Bruder Epimetheus, den nachher Bedenkenden, der Pandora allerdings trotzdem ohne Bedenken sofort heiratet. Bei Epimetheus öffnet Pandora aus Neugierde die Büchse: Damit entweichen alle in der Büchse enthaltenen Übel, die die Welt vorher nicht kannte. Das Schlechte ist nun in der Welt und Krankheit, Tod und Böses existieren. Schnell schließt die erschrockene Pandora die Büchse wieder, weswegen die Hoffnung nicht mehr entweichen kann. Neben Hesiod gibt es noch weitere Varianten. Beim griechischen Fabeldichter Babrios gibt es die Frauenfigur Pandora nicht, sondern nur ihre Büchse bzw. ein Fass. Darin befinden sich alle Güter der Welt, die von Zeus hineingelegt und den Menschen überlassen wurden. Aus Neugierde heben die Menschen den Deckel an – und alle Güter verflüchtigten sich. Lediglich die Hoffnung bleibt zurück.

Eine weitere Variante verbindet Pandora ursprünglich nicht mit allem Übel, sondern mit allen Gaben der Welt. Auf einem antiken griechischen Trinkgefäß von etwa 460 vor Christus sind Athene und Hephaistos bei der Schöpfung der ersten Frau zu sehen. Die Darstellung trägt den Titel Anesidora (die Gabensendende). Diese Sichtweise verknüpft Pandora mit Demeter und Gaia – zwei positiv besetzten Göttinnen der Fruchtbarkeit. Bestätigt wird eine solche Auffassung durch den altgriechischen Komödiendichter Aristophanes: Er erwähnte einen Kult der Pandora und beschrieb sie als Göttin der Erde, die alle zum Leben notwendigen Dinge schenke. Somit könnte die Erzählung Hesiods mit ihrer misogynen Darstellung bereits die Verfremdung eines ursprünglichen Stoffes sein.

© Anne Georg 2024-08-24

Genres
Anthologien