Panzer in Pembroke

Reinhard Pape

von Reinhard Pape

Story

Wie kann das sein? – Während meiner Wehrpflichtszeit 1968 hatte ich vorher auch noch nichts von Pembroke in Cornwall/England gehört. Das sollte sich ändern! – Als Angehöriger einer Panzertruppe wurden wir im Sommer 1968 für 1 Monat zum Nato-Übungsplatz an die Küste von Pembroke verlegt. Dort sollten die Panzerbesatzungen mit ihren Leopard-Panzern mit scharfer Munition auf bewegliche Ziele vor dem Küstenabschnitt schießen.

Los ging es mit Trans-All-Maschinen vom Flughafen Wunsdorf bei Hannover.Ich bin noch nie vorher geflogen, dies sollte mein erster Flug sein. Die Transall ist ein schwergewichtiges Propeller-Flugzeug, das in der Regel Fallschirmspringer transportiert, die aus einer Heckklappe „aussteigen“. Dementsprechend saßen wir links und rechts nur in Hängegurten, nicht in normalen Flugzeugsitzen. Ganz hinten war ein Vorhang, dahinter eine mobile Toilette. Mein Magen rumorte so heftig, dass ich mich auf dem „Thron“ hinter dem Gehänge erleichtern musste. Dabei konnte ich aufatmend durch die Fenster der Heckklappe tief unten auf die Erde blicken. Es fuhren 2 Autos auf Feldwegen auf eine hinter Büschen liegende Kreuzung zu, wußten sie voneinander, würde etwas passieren? Aufregend – fast wie ein Engel kam ich mir vor, der seine Schützlinge von oben beobachtet und auf sie aufpaßt. – Heute denkt man als Vielflieger nicht soviel darüber nach, auch vermittelt die Flughöhe nur eine Ahnung über die „da unten“.

In Pembroke angekommen bezog ich als „Schreibstubenbulle“ ein Büro in der Holzbaracke. Nach Krankmeldungen und einer Essensbestellung, auch Telefonwache, war der Job für meinen Kameraden und mich für den Rest des Tages erledigt, während der Rest der Truppe in die Panzerluken kletterte oder technischen Dienst hatte. – Im Wechsel nutzten wir ein rostiges Fahrrad, um den herrlichen Küstenabschnitt zu erkunden.

Schroffe, steil abfallende Klippen, donnernde Brandungen tief unten, unzählige Seemöwen, die laut schnatternd entlang der Küste segelten – aber auch gefährliche Bodeneinbrüche im Landesinnern durch die Unterspülung des Meeres – gefährlich bei Gefechtsfahrten im Dunkeln für die Leopard-Besatzungen.

Abends ging es in die Pubs von Pembroke. Es wird berichtet, dass durch diese Treffen auch viele Ehen zustande gekommen sind. Kurz vor dem Zapfenstreich zuckelten wir dichtgedrängt und bierseelig in einem ausrangierten Doppeldecker der Londoner Verkehrsbetriebe über die geschwungene Landstraße zum Camp zurück. Kurz vor der Anhöhe gab der Oldtimer seinen Geist auf. – Mindestens die Hälfte der Soldaten mußte rauskrabbeln, damit der rote Bus die Anhöhe bewältigen konnte. Danach Sprint, um in den runterrollenden Bus wieder aufzuspringen.

In den Baracken angekommen, tiefer Schlummer bis in den frühen Morgen.

Dann wieder Krankmeldungen, Essensbestellung, Telefonwache und natürlich Bike-Tour durch den Naturpark – offengestanden, so schlimm war dieser Teil meiner Wehrpflicht nicht.

© Reinhard Pape 2020-06-03

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