Papa, der Feinschmecker 2

Beatrix Hauß

von Beatrix Hauß

Story

Viele unserer Gespräche drehten sich ums Essen und Trinken. Hier habe ich einige weitere dieser wunderbaren Erinnerungen zusammengefasst.

„Papa, bitte iss do no a paar Bissen. Sonst hast ja ka Kroft!“

„Oba wo, Kroft gnua. I muass ja net mehr mit an Bären kämpfen. Schnöö bin i natirlich nimma, aber i muas jo a neamt davaunrenna!“

„Heit gibt’s Eierschwammerl, Papa. De hob i soba gfundn!“ Nach einer Stunde im Wald hatte ich zwar keine rauen Mengen, aber genug für uns beide. „Wia schmeckens da denn?“ „Sehr guat. Schod, dass net mehr san. Wo hast as denn gfundn?“ Ich nannte den Platz, lamentierend, dass es dort eben nur wenige und vorwiegend kleine Exemplare gegeben habe. Da ich gerne Schwammerl suchen gehe und noch lieber, wenn es eine begründete Hoffnung auf Erfolg gibt, wagte ich es: „Wo hast denn du imma die Schwammerl gfundn, wannst wöche hambrocht host?“ Schwammerlplätze sind ja seit jeher persönliche Geheimnisse und werden so gut wie gar nicht verraten. „Na jo, es gibt jo fast kane Schwammerl mehr bei uns. I hob scho lang kane mehr gfundn.“ Klar, er war ja auch schon seit einigen Jahren nicht mehr im Wald unterwegs. Ich dachte an einen gemeinsamen Schwammerlsuchausflug vor einigen Jahren am Klaushoferberg, bei dem Robert, Christoph und ich schon nahe dran waren, die Bergrettung zu rufen, weil Papa im Wald verschwunden war. Er kam nach einer Weile mit leeren Händen zurück von einem seiner geheimen Plätze und hatte unsere Rufe einfach nicht gehört. „I kann mi a gor nimma so genau erinnan. Oba aan Plotz kann i da verrodn, der is a goar net so weit entfernt. „Aha, und wo is der?“ „Im Spar drübn gibt’s so vü, dass sis sogoar verkafn!“

„Kaum zu glauben, dass es bei uns soiche exotischen Viecha gibt! De kenn i nur aus den tropischen Meeren.“ Wie fast jeden Dienstagabend im letzten Jahr saßen Papa und ich vor dem Fernseher und sahen uns die aktuelle Universum-Folge an. Papa liebte diese Sendung. Schon Tage zuvor studierte er die Fernsehzeitung, damit er sicher gehen konnte, dass es auch am nächsten Dienstag eine Folge gab. Er sog die jeweiligen Informationen wie ein Schwamm in sich auf, kommentierte interessiert oder altklug „des hab i eh schon ollas gwusst“ oder kopfschüttelnd, wenn sie nicht in sein Weltbild passten. Die aktuelle Folge drehte sich um Flusskrebse, die in manchen Flüssen des Mostviertels vorkommen. Sie sehen mit ihren überdimensionalen Scheren an den Vorderbeinen aus wie kleine Langusten und wirken in den verschiedenen Nahaufnahmen wie gefährliche Monster, gerade einem Horrorfilm entsprungen.

„Ach, in meiner Kindheit hots im Boch vor unsam Haus Unmengen davon gebm“. Papa wusste wieder einmal Bescheid.

„Und hast das a gessen?“

„Na, oba wo.“ Er machte eine verächtliche Handbewegung. „Mia ham nur Forelln gessen. Oba in Randegg hats an gebm, an gwissen Aumüller, der hat die Krebse gessen“.

© Beatrix Hauß 2021-12-04