Papas Diagnose

Bianca Jenné

von Bianca Jenné

Story

Doch dann kam ein weiterer großer Einschnitt in meinem Leben, der mein Leben so änderte, dass es anders verlief als gehofft. Schließlich in der letzten Klasse bekam mein Vater die Diagnose, dass er sterben muss. Leberkrebs. Er hatte Monate zuvor so stark abgenommen und oftmals erbrochen, dass er zum Arzt ging. Mein Vater hatte sein Leben lang mit Geschwüren gekämpft. Als meine Mutter mit meinem großen Bruder schwanger war, hatte sie nicht gewusst, ob sie ihn alleine großziehen musste, da mein Vater einen Lebertumor hatte der so eine große Größe hatte das ungewiss war, ob er die Operation heil überstehen würde. Mein Vater überstand es damals, doch als ich dann zweitausendzehn erfuhr, dass er sterben muss, riss man meiner Familie und mir den Boden unter den Füßen weg. Mein Vater? Ein Mann der immer alles für seine Familie getan hat. Ein Mensch der doch schon genug Krankheiten im Leben hatte und genug kämpfen musste. Der Mann der dauernden Karnevalslieder mitsang, lachte und den jeder Mensch als lieben und fröhlichen Menschen bezeichnete, dieser Mann sollte nun einfach sterben? Nein, das konnte keiner verstehen. Als ich davon erfuhr brach ich in Tränen aus. An dem Abend als wir davon erfuhren versammelte sich die Familie und wir weinten einfach mit meinem Vater. Wir wollten das er lebt und unser Leben mitverfolgen kann. Er sollte Medikamente bekommen die den Krebs lediglich für eine unbestimmte Zeit, jedoch nicht lange, einfrieren konnten.

Am nächsten Tag musste ich wieder zur Schule und brach natürlich irgendwann in Tränen aus. Mein damaliger Kunstlehrer fragte mich, warum ich weinte. Als ich es unter Tränen erzählte, sagte er verbittert das seine Eltern auch tot sind und ich mich damit abfinden müsse, dass mein Vater nun sterben müsse. Ein paar von der Klasse lachten mich aus. Einer rief sogar aus der Menge: bring dich doch mit deinem Vater um, dann müssen wir dein Gesicht nicht mehr ertragen so hässlich wie du bist. Keiner schenkte dieser Aussage besonders Beachtung, außer ich. Ich war traurig und wütend zugleich. Wie konnte man das zu einem Menschen sagen, der gerade erfahren hatte das sein Vater sterben musste? Wie konnte man so herzlos und kalt sein. Und trotz aller Gemeinheiten der anderen Schüler, hatte ich versucht freundlich und nett zu sein. Ich versuchte meistens freundlich zu anderen zu sein, ich war mir auch der Konsequenzen bewusst, wenn ich es nicht sein sollte. Zwei Monate später hatte ich schließlich meinen doch ganz guten Realschulabschluss. Wie man sich vorstellen kann, hatte ich mich mehr darüber gefreut die Schule verlassen zu dürfen als das ich traurig darüber gewesen wäre, die Menschen nicht mehr wiederzusehen. Also freute ich mich über meinen Abschluss und das mein Vater das noch miterleben durfte. Ich hatte einen sehr guten Realschulabschluss auf der Hauptschule gemacht und auch trotz Operation keine Klasse wiederholen müssen, worauf meine Eltern auch Stolz waren. Danach fand ich trotz alldem keine Ausbildung, die mir gefiel und da in Deutschland nun einmal eine Schulpflicht bis zum achtzehnten Lebensjahr besteht, wurde ich an das Gymnasium der Stadt angemeldet.

© Bianca Jenné 2023-11-20

Genres
Romane & Erzählungen, Biografien
Stimmung
Herausfordernd, Emotional, Traurig
Hashtags