von ObergrĂŒnwald
(engl. sprich âPĂ€rĂ€sait PĂ€rĂ€daisâ)
Es ist ein leidiges Thema, das mich seit geraumer Zeit beschĂ€ftigt. Oder sollte ich besser sagen ein lausiges? Alles begann mit haarlosen, offenbar juckenden Stellen im Fell meiner wiederkĂ€uenden Damen. Beim Nachschlagen in einschlĂ€giger Fachliteratur wollte ich dieselbige am liebsten sofort wieder zuschlagen. Und zwar so fest, wie ich normalerweise die garstigen Stallfliegen eliminiere. Von diesen LĂ€stlingen war auf den folgenden Seiten aber nichts zu lesen. DafĂŒr wurden dort alle Arten von bekannten Ektoparasiten wie LĂ€use, Flöhe und andere, meist blutsaugende, âaushĂ€usigeâ Bewohner ausfĂŒhrlich prĂ€sentiert. Gefolgt von den weniger bekannten Endoparasiten, den ungebetenen âinhĂ€usigenâ GĂ€sten. Auf eine schier unerschöpfliche Auswahl von ekelerregenden Darmschmarotzern folgten KuriositĂ€ten wie LungenwĂŒrmer und Leberegel, die unter Weidetieren leider sehr verbreitet sind. Das war aber lediglich eine AufzĂ€hlung der mit freiem Auge sichtbaren Parasiten. Die Krönung der schmarotzenden Schöpfung, bei der man sich mitunter fragt, was sich der Schöpfer dabei gedacht hat, bildeten mit ĂŒber 100 Vertretern die Protozoen. Einzellige, tierische Lebewesen, die nicht selten Parasiten selbst zumindest als Zwischenwirt nutzen und teilweise als Zoonosen auch auf Menschen ĂŒbertragen werden können. (zB das Borelia- Bakterium von Zecken)
Als Verursacher fĂŒr die „unkuhlen“ Kratz-Attacken wurden schlieĂlich Grabmilben und der Pilz Trichophytie ausfindig gemacht, denen ich mit Hausmitteln wie einem fauligen Apfel sowie Kernseife und Speiseöl erfolgreich zuleibe rĂŒcken konnte. Trotzdem scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein: Wer groĂe Tiere hat, hat auch die ungeliebten Kleinen. (Die allzu oft nur mit der chemischen Keule in Schach zu halten sind.)
Deshalb bat ich den VeterinĂ€r meines Vertrauens um ein Wurmmittel fĂŒr unsere Katzen. âDiesmal behandle ich lieber gleich die Stall- und Stubentiger, bevor wieder die Kinder⊠â fĂŒgte ich zĂ€hneknirschend hinzu. Ach ja, seine Kinder hĂ€tten auch gerade erst⊠zwinkert er mir verstĂ€ndnisvoll zu. Und erzĂ€hlt ungeniert, mit einem Arm in der auf TrĂ€chtigkeit zu untersuchenden Kuh, vom ersten Date mit seiner Frau im Parasitenmuseum, als es vor einem prĂ€chtigen Madenwurm-Exponat (und der gegenseitigen Erkenntnis âHatte ich schon – Berufsrisikio“) richtig gefunkt hat.
Eine offizielle Definition lautet: âParasitismus bezeichnet den Resourcenerwerb mittels eines in der Regel erheblich gröĂeren Organismus einer anderen Art.“* ⊠„Der befallene Wirt wird beeintrĂ€chtigt⊠Die ĂŒberwiegende Zahl der Lebewesen parasitiert.“
Es beschleicht einen mitunter das GefĂŒhl, dass diese Beschreibung nicht nur auf tierische Lebewesen passtâŠ
Eine liebe Story-Kollegin hat es vor einiger Zeit in einem Kommentar treffend auf den Punkt gebracht: âDie eigentlichen Parasiten dieses Planeten sind wir Menschenâ âŠ
(* lt. Wikipedia)
© ObergrĂŒnwald 2022-03-11