von Irene Hülsermann
Verführerisch liegen sie da – die schmackhaften „pasticcini“!
„Pasticcini“ sind kleine köstliche Gebäckteilchen. Gerade so groß, dass sie mit einem „Happ“ im Mund verschwinden. Es gibt zig verschiedene Sorten mit Schokolade, Vanillecreme, Nüssen, Obst und vielem mehr.
Wenn man am Nachmittag eine Italienerin mit einem schmucken Päckchen in der Hand durch die Straßen laufen sieht, kann man sicher sein, dass sie „pasticcini“ eingekauft hat. Auf dem Weg zu ihrer Freundin, um dort Kaffee zu trinken und zu ratschen. Diese liebevoll verpackten „passticini“ eignen sich ebenfalls vorzüglich als Gastgeschenk für eine Essenseinladung.
Aufgrund ihrer Größe sind sie bestens als Nachtisch geeignet, selbst nach einem bombastischen Mahl. Und wer sich immer schon schwergetan hat, welches zuckersüße Teilchen er verdrücken möchte, hat hier die Möglichkeit getrost mehrere, verschiedene Stückchen zu verzehren.
Außer Torten, Kuchen und Cornetti, gibt es zudem häufig Pralinen aus eigener Herstellung in den „Pasticcerie“. Kleine Köstlichkeiten, die nicht nur den „caffè“ versüßen. Denn wer glaubt, nur in Deutschland werden süße Schleckereien hergestellt, der irrt. In Turin gibt es die „gianduiotti“. Bereits seit dem 17. Jahrhundert produziert diese Stadt Kakao Erzeugnisse, denn Milch gab es in den umliegenden Bergen stets reichlich. Als bei der zweiten Franzosenbelagerung die Schokoladenvorräte in der Stadt zur Neige gingen, Haselnüsse aber in großen Mengen vorhanden waren, erfanden sie die Nougat-Schokolade „Gianduiotti“.
In Siena habe ich die beste Ricotta Torte meines Lebens gegessen. Gekauft hatte ich sie in der berühmten „Pasticceria“ von den Eltern der bekannten Rockröhre Gianna Nannini.
Zu Weihnachten liegen in den Auslagen der italienischen Konditoreien nicht nur der weltbekannte „Panettone“, sondern ebenfalls der heißgeliebte „Pandoro“. Dieser kommt ohne Zitronat und Rosinen aus. Und zu Ostern darf logischerweise die Taube, „la colomba“, auf keinen Fall fehlen. Mittlerweile gibt es diese Köstlichkeiten mit den verschiedensten Füllungen wie Schoko-, Zitronen- oder Vanillecreme.
Wie immer hat jede italienische Region seine eigenen traditionellen Plätzchen und Kuchen. Die Rezepte werden noch heute von Generation zu Generation weitergegeben. Zurück nach Rom: „Maritozzo“, eine römische Verführung. Der Legende nach überreichte der Mann, il marito, der Frau vor der Hochzeit solch eine Süßspeise. Manchmal versteckte der Bräutigam darin zusätzlich einen Ring oder kleines Schmuckstück. Mittlerweile werden sie in den „Maritozzi“ vermutlich vergeblich danach suchen. Stattdessen befindet sich in der Teigmasse eine leichte Sahnecreme.
Ich, auf jeden Fall, kann an keiner „Pasticceria“ vorbeigehen ohne nicht mindestens ein „pasticcino“ zu naschen.
© Irene Hülsermann 2022-04-26