Patchwork mal anders

Barbara Prinz

von Barbara Prinz

Story

Patchwork mal anders: Gemeinsam statt einsam, unkompliziert statt distanziert. Geht das ĂŒberhaupt? Ist dies möglich?

Ich kann euch nach ĂŒber acht Jahren bestĂ€tigen: „Yes! We can!“. Wir Erwachsenen stellten und stellen das Wohl der Kinder in den Vordergrund. Wir fokussierten uns auf das Positive der FamilienzusammenfĂŒhrung. Patchwork ist das erfĂŒllendste „Projekt“ in meinem und unserem Leben. Es verlangte viel Kommunikation. Es war spannend, kreativ, herausfordernd, inspirierend. Wir hatten Hoffnung, fĂŒr „ihre, seine, meine und unsere“ Kinder, die Aufgaben einer „modernen Patchworkfamilie“ miteinander zu erfĂŒllen.

An das erste Kennenlernen mit seiner Ex-Frau erinnere ich mich gut. Ich durfte zu „ihr“ mitfahren, um die Kleinen zum Wochenende abzuholen. Es gab Kaffee und Kuchen fĂŒr alle. Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. Was sollte ich sagen? Was wĂŒrde sie sagen? Und die Kinder? Wie wĂŒrde das Zusammentreffen sein?

Der JĂŒngste öffnete die TĂŒre und sprang seinem Papa ĂŒbermĂŒtig in die Arme. Seine Tochter kam zur BegrĂŒĂŸung in das Vorzimmer. Ich schĂŒttelte beiden Kindern die Hand und folgte ihnen in die WohnkĂŒche. Da stand „sie“ gerade beim Kaffeegeschirr vorbereiten.

„Hallo, ich bin Barbara. Danke fĂŒr die Einladung!“, brachte ich ĂŒber meine Lippen. Ich fĂŒhlte, wie mein Herz klopfte. „Ich habe drei Kinder, wie schaffst Du es mit vier? Respekt!“, sagte ich. Sie lachte. Ich lachte. Das war ein guter Start. Die Chemie stimmte.

Wir setzten uns fĂŒr eine Weile zusammen und plauderten ĂŒber unsere PlĂ€ne fĂŒr das Wochenende. Sie fragte nach meinen Kindern. Das gleiche Alter der Kids erwies sich als Vorteil. Kaffee und Kuchen schmeckten vorzĂŒglich. Ich genoß die Zeit. Mir war bewusst, dass dieses Zusammentreffen ein besonders war. Die Möglichkeit, wenn Ex-Partner TĂŒren öffnen, Neues annehmen und vor allem fĂŒr ungewöhnliche Wege offen bleiben, ein Geschenk. Wir verabschiedeten uns bald und ich freute mich ĂŒber diese Chance, in Hinblick auf die Kinder, zusammenzuhalten und zusammenzuhelfen.

Wenige Monate nach diesem Treffen wagten wir uns an ein neues Thema: Patchworkfamilienurlaub. Nicht alle der großen Kinder konnten mit, aber immerhin waren wir 9.

Wir waren ein lustiger, bunter Haufen. Wir freuten uns auf diese Urlaubs-und Ferientage. Flug und Anreise zum Hotel gestalteten sich angenehm. Wir trafen uns am Tag darauf zum FrĂŒhstĂŒck. Das entspannte Geplapper der Kinder und das „Sonne-Strand-und-Meer-Feeling“ berĂŒhrten uns. Wir teilten uns auf. Entweder ĂŒbernahmen mein Mann und ich alle „Kleinen“, oder ich durfte meine jĂŒngere Tochter in „ihre“ Obhut geben.

Wir Frauen ließen es uns nicht nehmen, ab und an auf einen Kaffee zu gehen. „Seine Ex“ und ich? Wir fĂŒhrten GesprĂ€che und waren uns einig: Patchwork mal anders. Mit Herz und GespĂŒr.

Abends trafen wir uns zur BĂŒhnenshow. Die Kinder tanzten. Wir Erwachsenen klatschten begeistert mit. Und waren dankbar. Dass es auch anders geht. Patchwork als unser GlĂŒck.

© Barbara Prinz 2020-01-26

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