Peladophobie & Popeye’s Glatze

Hillevi Hofmann

von Hillevi Hofmann

Story

Als Kind der 70er Jahre bin ich neben Pippi Langstrumpf und Biene Maja natürlich auch mit Popeye, dem Seemann und Kojak aufgewachsen. Zu meiner Verwunderung mochte ich die. Trotz Glatze! Denn Glatzen machen mir ganz große Angst.

Das mag daran liegen, dass ich durch und durch Haarfetischistin bin. Zumindest was Haare am Kopf betrifft. Ein Mann ohne Haare ist für mich genauso prickelnd wie ein Butterbrot. Und hier sei gesagt, mit Butter kann man mich foltern. Es liegt aber nicht nur daran, dass man dem Mann nicht durch die Haare fahren kann.

Nein, Glatze fühlt sich für mich an wie Butter, Spinne und Maria. Dabei weiß ich wohl, dass sich kahlköpfige Menschen meist nicht in „Walking Dead“- Zombis verwandeln. Bei einer Sonderform der Peladophobie befürchten die Betroffenen nämlich, Menschen mit Glatzen könnten sich in Zombies verwandeln. Da sind wir schon bei der nächsten Phobie: Kinemortophobie – Angst vor Zombies. Ich gehöre zwar zu den seltenen Menschen, die noch nie eine Folge von “The Walking Dead” gesehen haben, aber vor Zombis fürchte ich mich Gott sei Dank wirklich nicht. Wäre auch nicht allzu praktisch, nachdem ich ja täglich in der Früh mein eigenes Zombigesicht im Badezimmerspiegel ertragen muss.

Da fällt mir spontan eine andere Angst ein: Anatidaephobie – die Angst, von einer Ente beobachtet zu werden.

Keine Ahnung, was die mit einer Glatze zu tun hat. Aber sollten Sie, lieber Leser daran leiden, melden Sie sich bitte umgehend bei mir. Doch zurück zu den Kahlköpfen. Die Vorstellung mit meinen Händen über eine Glatze streichen zu müssen ist für mich genauso erregend, wie die Vorstellung mit langen Nägeln über eine Schultafel zu kratzen. Oder auf Holz und Alu zu beißen.

Anders als mein verstorbener Ex-Freund Paul, den man in Kindertagen als Biene Maja verkleidet hat, wurde ich niemals als Glatze verkleidet. Oder von einem Glatzenalien entführt. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ich mir als 14-Jährige bei einer Challenge vor Weihnachten eine Glatze rasiert habe und meine Mutter derart begeistert war, dass sie mich zum Weihnachtsfest ausgeladen hat. Entzückend, Baby!

Es ist aber weniger die Angst davor, als der Ekel. Glatzen haben für mich etwas Bedrohliches. Aus diesem Grund gab es bei mir auch nie Meister Proper Produkte im Haus.

Vor Jahren hatte ich mal ein Tinder-Date mit einem Piloten. Und nein, er hatte glücklicherweise Haare am Kopf. Dieser litt an einer ausgeprägten Form von Koumpounophobie, der Angst vor Knöpfen.

Natürlich kam ich seiner dringenden Bitte, keinerlei Knöpfe beim Date zu tragen, gerne nach. Ist ja auch nicht allzu schwer bei einem Tinder-Date. Doch stelle ich mir einen Piloten, der panische Angst vor Knöpfen hat und im Cockpit nicht nur mit tausenden Schaltknöpfen, sondern auch mit den Uniformknöpfen seines Co-Piloten konfrontiert wird, eher risikoreich vor. Houston, we have a Knopf-Problem.

© Hillevi Hofmann 2020-12-14

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